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Etosha – Brandberg

Wir haben von einer Familie einen Campingplatz kurz vorm Eingangstor des Etoshas empfohlen bekommen. Als wir dort ankamen erwartete uns ein Camp mitten in der Steppe. Auch die Bauweise des Sanitärgebäudes mit seiner Außendusche war perfekt in die Umgebung integriert. Wenn man nicht wüsste, dass man hier auf einem Campingplatz war, hätte man meinen können, man stehe mitten in der afrikanischen Wildnis. Es war wunderschön.

Wir buchten für zwei Nächte und für den ersten Morgen Frühstück. Für 6 € konnte man sich das auch mal gönnen. An dem Tag fuhren wir auch nicht in den Etosha, wir wollten mal etwas langsam machen und ein paar Dinge erledigen wie waschen oder Bilder überspielen.

Am nächsten Morgen machten wir uns auf um endlich in den Etosha Nationalpark zu fahren. Auf einer Fläche von knapp 23.000 km² erstreckt er sich um die Etosha-Pfanne und beherbergt so sämtliche Tiere, die man mit Afrika in Verbindung bringt.

Direkt auf der Zufahrtsstraße, begegneten uns die ersten Zebras uns Giraffen. Die Straße ist hier noch asphaltiert und verbindet das Andersson’s Gate mit dem Okaukuejo Camp.

Am Gate bekommt man nur einen Zettel mit der Angabe, wie viele Personen man ist und ob man Tagesbesucher oder Übernachtungsgast ist und die Gebühr muss man dann im ersten Camp bezahlen. Auf dem Rückweg wird dann beim Ausfahren aus dem Park am Gate geprüft, ob man auch bezahlt hat. Diese Logik soll einer verstehen…

Es machte uns aber nichts weiter aus, da wir eh ins Camp wollten um eine Nacht im Park zu übernachten. Die Camps im Etosha sind wie kleine Dörfer mit einer Rezeption für Hotel und Campingplatz, einem Restaurant, einem Pool, sanitären Einrichtungen und Kiosk.

Wir gingen also zur Rezeption um einen Stellplatz für abends auf dem Camp zu reservieren. Nichts zu machen, sie waren ausgebucht. War ja irgendwie klar, es war ja auch Wochenende. Und frei im Nationalpark zu stehen ist aufgrund der Tiere strengstens verboten! Also zahlten wir nur den Tageseintrittspreis und versuchten telefonisch eine Buchung für einen Camping außerhalb des Gates zu bekommen. Normalerweise fahren wir die Campingplätze ohne Reservierung an aber da wir bis abends im Park bleiben wollten, war uns das zu heiß. Wir befürchteten, dass bis dahin auch die Campingplätze vorm Park ausgebucht waren.

Wir erreichten telefonisch den Camping und die Dame am anderen Ende der Leitung bestätigte uns, dass sie uns einen Platz reservieren würde.

Nun konnten wir uns also endlich auf die Suche nach wilden Tieren machen. Wir sahen eine Menge Oryxantilopen und Kudus. Auch Zebras kreuzten unseren Weg und am ersten Wasserloch konnten wir Elefanten und Giraffen sehen. Da noch Trockenzeit ist, müssen sich alle Tiere hier am Wasserloch versammeln um etwas zu trinken und Abkühlung zu erhalten.

Auf der einen Seite war es sehr beeindruckend, auf der anderen Seite waren wir auch etwas enttäuscht. Wir haben vor einigen Tagen in der Wüste echte wilde Zebras, Strauße und Kudus gesehen. Kaum hatten diese uns erspäht waren sie geflüchtet, so dass wir meistens nur noch erahnen konnten, was dort gerade mit einer Staubwolke von Dannen düste.

Hier im eingezäunten Nationalpark kommen die Tiere bis an die Autos ran. Sie sind die Menschen und ihre Autos so sehr gewohnt, dass sie jegliche Scheu verloren haben. Mit echten wilden Tieren hat das ganze nicht mehr viel zu tun. Viel mehr fühlten man sich etwas wie in einem (wenn auch sehr großen) Zoo…

Wir gurkten noch etwas über die Wellblechpisten und verließen gegen Nachmittag den Nationalpark. Am Ausgangstor zeigten wir unseren bezahlten Schein und wurden gefragt,ob wir irgendwelches rohe Fleisch dabei hatten. Ja hatten wir, aber das verschwiegen wir natürlich. Im Norden von Namibia herrscht immer mal wieder die Maul- und Klauenseuche und somit darf kein rohes Fleisch von Norden nach Süden gebracht werden. Da wir unser Grillfleisch schon im Süden gekauft hatten, war es nicht gefährdet. Leider interessiert das hier niemanden und so muss man bei einer Kontrolle bei der Ausfahrt entweder das Fleisch wegwerfen oder vor Ort braten. Wir waren aber vorgewarnt und versteckten es. Der Kontrolleur fand dann aber doch noch rohe Eier, die er auch als gefährlich einstufte und somit durften wir zur Seite fahren und diese vor Ort abkochen. Aber es gibt schlimmeres. Mit 15 Minuten Verspätung, ein paar hartgekochten Eiern und mittlerweile warmem Fleisch verließen wir den Park wieder in Richtung Süden.

Als wir beim telefonisch vorbestellten Campingplatz ankamen, wusste niemand was von unserer Reservierung. Aber es waren trotzdem Gott sein Dank noch genügend Platz und wir durften einchecken.

Auf der Wiese erwartete uns das Warzenschwein des Hauses. Wir haben erst mal einen gehörigen Schrecken bekommen, als wir ausstiegen und plötzlich ein Warzenschwein neben uns graste aber schnell merkten wir, dass es harmlos war und so gingen wir zur Abendbeschäftigung über, schmissen den Grill an und ließen den Abend entspannt ausklingen.

Am nächsten Morgen fuhren wir nochmal in den Etosha und diesmal wollten wir die Piste nach Westen befahren. Leider war es hier noch karger und ausgetrockneter als im östlichen Teil des Parks und somit verirrte sich hier kaum ein Tier her. Auf einen Tipp hin fanden wir noch ein paar Löwen, die in einem ausgetrocknetem Flussbett unter einem Baum im Schatten lagen.

Uns reichte es nun aber mit Tieren suchen und wir fuhren wieder zurück zum letzten Camping und übernachteten dort ein zweites Mal. Am nächsten Morgen bekamen wir von unseren Nachbarn gesagt, dass heute Nacht drei Giraffen direkt neben unserem Auto standen und seelig die Blätter an den Bäumen um uns herum abnagten. Und wir haben geschlafen und nichts mitbekommen.

Nach der Verabschiedung machten wir uns erst einmal auf in die nächste Stadt 100 km südlich um unsere Vorräte im (viel zu teuren) Spar-Markt aufzufüllen und zu tanken. Von da aus ging es nach Westen. Wir wollten um den Etosha drum rum um dann nach Norden zu den Ruacana-Fällen an der angolanischen Grenze, von dort aus am Fluss entlang zu den Epupa-Fällen, wieder nach Süden über ein paar Himbasiedlungen im Kaokoveld und von dort aus über Opuwo und Seisfontein weiter nach Süden zu fahren.

Aber erst einmal hielten wir auf dem Weg nach Westen in Kamanjab an. Eigentlich gibt es hier nichts außer einem kostenlosen Campingplatz. Richtig gehört! Kostenlos (zumindest für uns)! Die Besitzer sind Belgier und waren früher auch als Overlander unterwegs und somit zahlen Overlander mit einem fremden Nummernschild keinen Cent!

Wir blieben auch hier zwei Nächte und entspannten bei Braai und am Pool. Auch Elisabeth ging das erste Mal baden. Bei 37 Grad war das die beste Abkühlung, die man finden konnte.

Das fanden wohl auch die zwei Strauße des Hauses. Ja richtig. Die einen hatten ein Warzenschwein als Haustier und hier liefen zwei Strauße rum, die uns einen Besuch am Pool abstatteten. Man, war das ein Schreck, wenn plötzlich so zwei Viehcher vor einem stehen. Man glaubt gar nicht wie groß so ein Strauß ist. Aber die Mitarbeiterin verscheuchte die zwei schnell und als sie später noch bei uns am Auto auftauchten um wohl ein Stück gegrilltes abzubekommen, wussten wir selbst, wie wir mit den zwei Chaoten umzugehen hatten. Ein beherztes In-die-Hände-Klatschen zusammen mit einem Schritt nach vorne und ein „Buh“ genügten, um die zwei zu vertreiben.

Beim Entspannen und Vorbereiten auf unsere weitere Route lasen wir im Reiseführer, dass die Ruacana Fälle sich in der Trockenzeit gar nicht lohnen würden, da das bisschen Wasser, was dort runter kommen würde für die Elektrizitätsgewinnung umgeleitet würde und auch für das angepeilte Himbadorf waren wir wohl zu spät:

„Die hier lebenden Himbas sind natürlich an Touristen gewöhnt, und so bleibt ein Besuch dieses kleinen Fleckens bestenfalls nur ein ethnologischer Vorgeschmack auf das „wahre“ Kaokoveld im Norden. (…) Wer allerdings Ursprünglichkeit sucht, ist auch hier bereits 30 Jahre zu spät! (…) Unweit des Campingplatzes existiert nun seit einiger Zeit das Purros Traditional Village. (…) Es besteht die Möglichkeit, kunsthandwerkliche Erzeugnisse zu kaufen (…)“ (aus Iwanowski’s Namibia)

Auf so ein Touri-Programm hatten wir keine Lust. Wir diskutierten die Alternative: Noch tiefer ins Kaokoveld reinfahren, um die „echten“ Himbas zu sehen. Aber das war uns zu gefährlich. Man ist dort so sehr ab vom Schuss, dass man bei einer Panne komplett verloren ist. Handyempfang gibt es dort keinen und man sollte für den Fall der Fälle ein Satellitentelefon dabei haben. Zu zweit hätten wir es vielleicht noch gewagt aber mit Baby wollten wir nichts riskieren. Und so entschieden wir schweren Herzens, dass wir dieses Stück Namibia auslassen und direkt nach Süden fahren würden.

Wir wollten zu einem Camping, am Fuße des Brandbergs, wo man mit viel Glück wilde Wüstenelefanten zu sehen bekommen kann.

Über schlechteste Pisten und Wege erreichten wir am Nachmittag den Platz und checkten ein. Das Camp ist direkt am Ugab-Fluss gelegen und wieder so weitläufig und in die Natur integriert, dass man selbst seine direkten Nachbarn kaum sieht.

Bei Sonnenuntergang machten wir einen Spaziergang zum ausgetrockneten Flussbett und entschieden uns spontan noch eine zweite Nacht zu bleiben und am nächsten Tag mit dem Auto etwas im Flussbett nach West und Ost zu fahren und die Elefanten zu suchen.

Am nächsten Morgen fuhren wir zur Rezeption um die zweite Nacht zu buchen. Auf dem Weg zum Flussbett fuhren wir noch an unserem anvisierten Stellplatz vorbei um ihn mit Stühlen und unserem Tisch zu reservieren. Es handelte sich um einen Platz direkt am Fluss und war ein anderer wie die Nacht zuvor.

Kurz vor dem Platz hielt Tim plötzlich an und deutete nach Vorne. Ich habe es erst gar nicht gesehen aber direkt über unseren Stellplatz lief eine riesige Horde Elefanten!!! Wir waren noch nicht mal im Flussbett und schon sahen wir sie! Es war so faszinierend! Wie auch bei den wilden Tieren davor ist es einfach ein anderes Gefühl, ob man die Tiere wie hier wieder in freier Wildbahn oder in einem umzäunten Nationalpark sieht. Voller Ehrfurcht beobachteten wir die riesigen Tiere und warteten bis sie vorbeigezogen waren. Aussteigen wollte und sollte jetzt eh niemand!

Eigentlich mussten wir jetzt gar nicht mehr ins Flussbett fahren, wir hatten ja gesehen, was wir wollten. Aber die Neugier war groß und somit ließen wir die Luft aus den Reifen um in dem versandeten Fluss besser voran zu kommen und los ging’s.

Wir fuhren erst 10 Kilometer in die entgegen gesetzte Richtung in die die Riesen gewandert sind. Wir hofften vielleicht noch eine andere Gruppe zu treffen. Leider war das nicht der Fall und so kehrten wir um und fuhren nach Westen den Dickhäutern hinterher. Nach einigen Kilometern wurde das bis dahin sehr breite Flussbett immer enger und kurz bevor es so steil war, dass wir mit unserem Auto nicht mehr weiter fahren konnten, entdeckten wir die Herde zwei Stunden nachdem sie bei uns durchgetrabt sind wieder.

Es war ein gigantischer Anblick, den wir vermutlich nie wieder im Leben vergessen werden!

Zufrieden fuhren wir zurück zu unserem Platz um noch ein bisschen zu chillen und diesen Bericht zu schreiben. Und während ich diesen Bericht schrieb hörte ich hinter mir leises Knattern (hörte sich an wie ein Motorrad, das gestartet wird) und als ich mich umdrehte sah ich drei Elefanten durch die Büsche laufen. Mal schauen, wie viele heute noch folgen werden…

 

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Wüste – Windhoek – Etosha

Die Sonne weckte uns wieder mit den tollsten Farben.

Es war angenehm kühl, unser Camp lag noch teilweise im Schatten des Berges, als wir Kaffee kochten und einfach auf unseren Stühlen saßen und die Szenerie genossen. So weit das Auge reichte nur Steine, Sand und ein paar karge Bäume. Und alles in den Tönen braun und beige mit einem tiefblauen Himmel darüber. Wir hatten seit Swakopmund keine Wolke mehr gesehen. Es war atemberaubend!

Mit uns erwachte auch die Wüste selbst, die ersten Oryxantilopen machten sich auf Futtersuche in der ausgedörrten Steppe und die Vögel überflogen das Terrain auf der Suche nach Insekten. Die sollten mal lieber die verdammten Moskitos fressen, die uns die halbe Nacht maltretiert hatten.

Als wir gepackt hatten und das Auto fertig war, machten wir uns auf zu unserem nächsten geplanten Übernachtungsplatz, Mirabib. Wieder ein Felsen im weiten Meer der Steppenpflanzen und seltenen Bäume.

Doch auch dieser Weg sollte wieder eine Herausforderung werden, denn auch diese Piste war alles andere als gut. Wellblech, so weit das Auge reicht, sogar teilweise so schlecht, dass neben der offiziellen Piste eine zweite Fahrspur gezogen war, die zwar besser, aber auch nicht wirklich gut war.

Was aber für diese Piste sprach waren die vielen wilden Zebras, Strauße und Antilopen, die am Wegesrand grasten und sofort reißaus nahmen, als sie uns angepoltert kamen hörten.

Bei einer Durchschnittsgeschwindigkeit von 25 km/h und einem gefühlten Lärmpegel von 500 Dezibel hatten wir das Gefühl uns zerlegt es das Auto. Weder extrem langsam fahren noch schnell – so dass man nur die Kuppen des Wellblechs nimmt – brachte eine Besserung. Wir erreichten komplett durchgeschüttelt das Camp und unser Gefühl, dass es das Auto zerlegt hat, täuschte nicht ganz. Es war nichts schlimmes aber einige Schrauben hatten sich losgelöst und der Blinker hing in der Stoßstange herunter.

Am Camp gab es wieder eine Handvoll Stellplätze um den Berg verteilt, auf dem man sich den für sich Schönsten aussuchen konnte, da kein anderes Fahrzeug vor uns da war.

Dort genossen wir bei Lagerfeuer, Braai und Bier wiedermal die untergehende Sonne und die heraufziehende Nacht. Unser Vorteil war eine leichte aber ausreichende Brise, dass uns die Mücken verschonten und wir die volle Pracht des Sternenhimmels genießen durften. Die Milchstraße erstrahlte über uns und wir waren fasziniert von der Fülle an Sternen, die man daheim niemals so sehen kann. Es war eine absolute Schwärze, die nur von den Sternen erhellt wurde.

Nach einem wiedermal atemberaubenden Sonnenaufgang machten wir uns auf den 300 km langen Weg nach Windhoek, wo wir zum einen eine Verabredung mit Christina aus dem Guesthouse hatten und zum anderen eine Werkstatt anfahren wollten, um einen Ölwechsel machen und einen neuen Keilriemen einbauen zu lassen.

Unterwegs wurden wir von zwei schweizer Fahrradfahrern angehalten und um Wasser gebeten. Sie wollten die gesamte Ostküste Afrikas mit dem Rad erfahren und begannen in Windhoek Ihre Reise. Ein wenig stirnrunzelnd aufgrund der entspannten 35 Grad gaben wir ihnen unsere letzten Liter Wasser, da wir ja in Windhoek nachfüllen konnten und sie noch einen gewaltigen Weg vor sich hatten, denn an die Küste waren es noch ungefähr 250 km.

Sie bedankten sich überschwänglich, wir wünschten uns gegenseitig eine gute Reise und weiter ging es.

Wir schlossen uns mit Christina kurz und machten aus, dass wir die Nacht der Einfachheit halber im Auto übernachten würden, aber im Hof ihres Hauses. Da würden wir dann auch mit ein paar Freunden grillen.

Aber erst die Arbeit…

Auf einen Tipp hin fuhren wir Afrox an, einen Gasbetrieb, der auch deutsche Gasflaschen füllen könne. Wir erwarteten schon wieder abgewiesen zu werden aber ohne überhaupt mit der Wimper zu zucken wurde unsere Flasche gefüllt. Endlich!

Weiter ging es zur Werkstatt. Der Chef Stefan Etzold sagte uns im reinsten deutsch, dass seine Werkstatt extrem besucht sei, er uns aber auf Grund unserer Lage und Reiseart für den nächsten Morgen rein schieben wolle. Es wäre schnell erledigt und wir könnten weiter.

So verbrachten wir einen wunderschönen und geselligen Abend mit Christina, ihrer Familie und Freunden bei Fleisch, Bier und Braai.

Früh am nächsten Morgen machten wir uns nach der Verabschiedung und des Versprechens, dass wir in Kontakt blieben auf den Weg zur Werkstatt.

Der Service war wirklich hervorragend und auch relativ schnell gemacht, gegen Mittag konnten wir uns wieder auf den Weg machen.

Da wir noch einkaufen mussten und es uns danach zu spät wurde für eine Weiterfahrt entschieden wir uns eine weitere Nacht in Windhoek zu bleiben und checkten auf einem nahen Camping ein. Uns erwartete ein weiterer Luxusstellplatz mit Grill und Sanitärgebäude.

Wohl geruht machten wir uns am nächsten Morgen auf den Weg nach Norden, denn der Etosha Nationalpark sollte unser nächstes Ziel sein.

 

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Ankunft Auto – Wüste

Ein Feuer und ein Fleisch…

Mehr braucht man nicht, um glücklich zu sein. Natürlich trägt das eiskalte Bier und der atemberaubende Sonnenuntergang über der Wüste Namib seinen Teil bei.

Aber um hier stehen zu können war es ein weiter Weg.

Der begann am Freitag morgen damit, dass uns der ersehnte Anruf von dem Agenten direkt aus dem Schlaf riss. Er würde um kurz vor 9 Uhr bei uns sein und uns abholen, damit wir zusammen zum Container fahren könnten.

So schnell waren wir noch nie wach!!

Da es schon kurz nach 8 Uhr war zogen wir uns im Eiltempo an und total aufgeregt flogen wir buchstäblich die Treppe runter zum Frühstück. Pünktlich kurz vor 9 Uhr kam er auch schon angefahren, zum Glück waren wir gerade so fertig geworden und standen parat.

Eddi, der Kollege von Peter und ein Hamburger durch und durch brachte uns zur Lagerhalle der Agentur. Dort sollte der Container mit unserem Auto auch schon bereit stehen…

Sollte…

Als wir ankamen, war kein Container da und nach einem hitzigen Anruf von Eddi mit dem Fahrer stellte sich heraus, dass der LKW das Hafengelände noch nicht verlassen hatte.

Warum auch…

Also fuhren wir zum Hafen, denn der Beamte vom Zoll wartete auch schon auf die Abnahme des Containers. Den Termin mit dem Beamten wollte Eddi jetzt um eine halbe Stunde nach hinten verschieben, aber als er gerade im Gebäude verschwunden war, fuhr der Truck mit unserem Container vorbei Richtung Lagerhalle.

Das bemerkte auch Eddi, als er wieder am Auto war, da war es aber schon zu spät, den Termin wieder vorzuverlegen.

Also fuhren wir zurück zum Büro, um die halbe Stunde bei einem Kaffee zu überbrücken. Das ist Afrika…

Wir nutzten die Zeit um uns die Sache mit dem Carnet nochmal erklären zu lassen, die Ein- und Ausreisebedingungen nochmal durchzugehen und ein paar Tipps zu erfahren und dann ging es schon wieder los zum Lager.

Dort wurde auch gerade der Container abgeladen und unser Puls stieg in unerreichte Höhen.

Wir konnten beide nicht still stehen, als Eddi den Container öffnete und das zweite Auto, einen Defender aus Österreich losmachte und heraus fuhr.

Dann konnten wir ihn sehen!!!

Wie wir ihn reingefahren hatten, so stand er da und wartete auf uns! Wir haben ihn so vermisst!!!

Ich hatte wiedermal die Ehre und durfte unseren Hilux wie auch in Hamburg schon hinein, persönlich aus dem Container heraus fahren.

Der Zoll kontrollierte nur noch schnell die Fahrgestellnummer, stempelte das Carnet und schon durften wir uns auf den Weg machen.

Was für ein Gefühl!!! Nicht mehr betteln müssen, gefahren zu werden oder ein Auto leihen zu dürfen, nicht mehr kilometerweit laufen für ein paar Einkäufe, wir waren wieder alle zusammen und die Freude ließ sich kaum in Worte fassen!

Das Martyrium hatte endlich ein Ende und die Reise konnte los gehen!

Es wurde auch langsam Zeit, denn in dem kleinen Netz Walvisbay kannten wir jetzt mittlerweile fast alle Eigentümer der Geschäfte und Angestellten sämtlicher Rastaurants. Es war irgendwie seltsam, so auf der Straße von dem Kellner angesprochen zu werden, bei dem man gestern noch den Fisch bestellt hatte, ob unser Auto immernoch noch nicht angekommen sei…

Der erste Anlauf war eine Tankstelle, wo wir erstmal voll tanken ließen. Ja, richtig gehört, hier tankt man nicht selbst… Hat auch was für sich, denn Ölstand wird gleich geprüft und die Scheiben gereinigt.

Dann holten wir Geld, denn das ging langsam zur neige. Dann fuhren wir zum Outdoorladen, um das Gas auffüllen zu lassen. Aber Pustekuchen, da fing es schon an. Es können keine europäischen Flaschen gefüllt werden. Aber, tadaaa, natürlich hatte ich vorgesorgt, und alle in Europa gängigen Flaschenadapter gleich dabei.

Aber wieder Pustekuchen, keiner passte…

In Afrika gäbe es einen eigenen Anschluss, unsere Flasche könne keiner füllen.

Da wir das aus Marokko kennen, lächelten wir, verabschiedeten uns und suchten den nächsten Laden. Aber auch da, die gleiche Antwort.

Nach geschlagenen zwei Stunden gaben wir auf, vielleicht hatte der Typ ja doch nicht so unrecht…

Da unser nächstes Ziel Swakopmund war, machten wir uns aber noch keine Sorgen, da wären ja auch ein paar Shops wo wir es bestimmt irgendwo mal schaffen würden.

Also gaben wir vorerst auf und fuhren zurück zum Guesthouse, wo wir freudestrahlend von Christina erwartet wurden, die unbedingt unser Auto begutachten wollte.

Nachdem sie uns mit Komplimenten überschüttet hatte, was wir doch für ein tolles Gefährt besitzen würden, machte sie sich auf nach Windhoek auf einen Familienbesuch und wir uns zum packen. Während Sarah einlud, schloss ich die hintere Batterie an, wobei ich gleich mal eine Sicherung durchballerte.

Aber auch das sollte kein Problem sein, denn einen Ersatz hatte ich ja dabei… Dachte ich…

Also setzte ich auch das auf unsere Liste für Swakopmund, verabschiedeten uns bei allen Mitarbeitern im Guesthouse und macht uns endlich mit nur 5 Tagen Verspätung auf den langen Weg einmal um die Welt!

Auf dem Camping in Swakopmund angekommen staunten wir nicht schlecht. Wir fuhren auf unseren vergebenen Platz und irgendwie kannten wir das Auto das dort auf dem Nachbarplatz stand. Es waren die Wiener, mit denen wir unseren Container geteilt haben. Jetzt lernten wir endlich mal die Menschen zu dem Auto kennen, bisher haben wir beim Ver- und Entladen ja nur das Auto kennen gelernt, die beiden waren nie dabei.

So klein ist die Welt.

Kurz darauf inspizierten wir unseren Platz. Für gerade mal 22 Euro pro Nacht bekommt man einen absolut geraden Stellplatz mit angeschlossenem EIGENEM Haus, in dem Dusche, Klo und Waschbecken untergebracht ist, außen ein extra Waschbecken außen und EIN EIGENER GEMAUERTER GRILL (da im südlichen Afrika Grillen Volkssport ist, gibt es keinen Platz, der nicht über einen eigenen Braai verfügt). Das war die Grundausstattung jedes einzelnen Stellplatzes.

SO luxuriös hatten wir noch nie gecampt!

Natürlich freies WLAN und eine Wäscherei dabei, die wir auch gleich mal nutzten und alle gebrauchten Klamotten waschen ließen.

Danach führte uns unser Weg in die Innenstadt von Swakopmund, um dem dortigen Office einen Besuch abzustatten, denn wir brauchten ein Permit für die Einfuhr in den Namib Naukluft Nationalpark.

Danach noch schnell ein paar Informationen im hiesigen Touristoffice eingeholt, dabei Almuth besucht, die uns schon beim letzten Besuch für alle Fälle mal ihre Karte gab. Wenn wir irgendein Problem oder einen Notfall hätten, sollten wir sie doch bitte anrufen, sie würde uns dann umgehend mit Rat und Tat zur Seite stehen. An dieser Stelle nochmal vielen Dank dafür, Almuth.

Was natürlich sehr von Vorteil war, Almuth spricht deutsch. Wie übrigens zweidrittel aller Einwohner Swakopmunds.

Man hat das Gefühl, mitten in Deutschland zu sein, alle Straßenschilder oder Werbeplakate, alle Schilder im Supermarkt oder die gesamte Bücherei sind deutsch. Erst an zweiter Stelle wird in englisch angeschrieben.

Was dem ganzen dann noch den Hut aufsetzt ist das hiesige Brauhaus, in dem bis heute nach deutschem Reinheitsgebot das Bier gebraut wird.

Wir ließen es uns dann auch nicht nehmen und gingen mal so richtig schön ein Jägerschnitzel essen, mit Bier aus dem Fass! Der Kracher!!

Wir verbrachten zwei Nächte auf dem Platz, um mal alle Sachen mehr oder weniger gut unterzubringen, alles mal zu ordnen und einfach mal mit den anderen Nachbarn (die überwiegend auch alle deutschsprachig waren) zu quatschen.

Natürlich klapperten wir morgens auch nochmal 3 Stunden die ganze Stadt nach Gas und der Sicherung ab, was im Falle der Sicherung auch von Erfolg gekrönt war.

Beim Gas gaben wir auf und holten uns einen Taschenkocher für den Anfang, vielleicht haben wir ja in Windhoek mehr Glück. Andernfalls könnten wir dann immer noch eine afrikanische Flasche kaufen.

So machten wir uns frisch geduscht und bestmöglich ausgerüstet auf den Weg in die Wüste.

Uns begrüßte gleich zu Beginn mal eine 5 km lange Wellblechpiste, die dann von Geröll abgelöst.

Die Piste führte uns an mehrere Sehenswürdigkeiten, unter anderem der Blutkuppe, einem kleinen Berg mitten in der Schotterwüste. Auch wenn der Name martialisch klingt, ist hier kein Massaker passiert oder irgend Friedhof, auf dem obskure Rituale vollzogen werden.

Er trägt den Namen aus dem Grund, dass es in der Abenddämmerung so aussieht, als würde der Berg bluten, da er viel von rötlichem Gestein durchzogen ist.

Und genau das wollten wir uns anschauen.

Also fuhren wir die Campstellen am Fuß der Berges an, die Kosten dafür waren bereits im Permit enthalten. Es gab 6 Stellplätze, jede ausgestattet mit einem Grillstelle und Mülleimern.

Dort machten wir das erste Feuer unserer Reise.

Und da sitzen wir jetzt. Und freuen uns auf die Zukunft, während vor uns die Sonne den Horizont berührt und die Wüste vor uns in den schönsten Farben erstrahlen lässt.

Witzig ist vielleicht noch zu erwähnen, dass wir kaum angekommen waren, als ein weißer Pick-Up mit Dachzelt neben unserem Camp stoppt und die Insassen uns fragen, wo doch hier bitte die Rezeption sei…

 

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Warten

Montag morgen und das Schiff lag immer noch unverändert vor Anker an der selben Stelle in der Bucht. Es war wohl da, immer noch nicht im Hafen sondern davor.

Wir entschlossen uns, den Agenten, von dem wir nur eine Adresse hatten einen Besuch abzustatten und zu fragen, ob er uns sagen könne, wann wir unser Auto bekommen würden. Wir hofften das Tracking war nicht so 100% korrekt und das Schiff würde schon entladen werden.

Nach einer halben Stunde Spaziergang erreichten wir das Büro des Agenten und wurden direkt von seiner Mitarbeiterin reingebeten. Peter begrüßte uns mit einem „Moin moin“ und wusste gleich wer wir sind. Der Hamburger erklärte uns, dass das Schiff wohl planmäßig angekommen war, aber momentan seien alle Plätze im Hafen belegt und es müsse warten bis es anlegen darf. Am nächsten Tag sollte es soweit sein und am Mittwoch bekommen wir dann unser Auto. Er bot uns sogar an, dass er uns mitnimmt zum Hafen und wir dabei sein können, wenn es durch den Zoll geht und wir es dann direkt übernehmen könnten.

Wir tauschten noch Nummern aus und Peter wollte sich gleich am Dienstag melden, sobald er mehr weiß.

Also hatten wir noch zwei Nächte mehr in diesem verlassenen Kaff! Hier ist es wirklich so was von tot. Man kann (ohne Auto) nichts machen. Allerdings war Montag und die Geschäfte hatten wieder alle geöffnet. Auf dem Heimweg machten wir einen Abstecher in einem Offroad-Laden. Hier kann man über Outdoor- und Camping-Equipment wie Töpfe und Gaskocher bis hin zu einer neuen Stoßstange alles kaufen, was das 4×4-Herz begehrt.

Im Übrigen sieht man hier an jeder Ecke hochgezüchtete und gepimpte 4×4 soweit das Auge reicht. Überwiegend Hilux und Landcruiser zieren das Straßenbild. Für unser Auge ist das eine wahre Wonne. Und einen TÜV scheint es hier auch nicht zu geben. Was bei uns der Golf ist hier ein 4×4. Und ein paar Corollas gibt es auch noch.

Als wir wieder in unserem B&B ankamen, begrüßte uns Christina schon und fragte uns, wo unser Auto sei. Nachdem wir ihr die Story erzählt haben überschüttete sie uns mit Mitleid. Sie wisse ja wie sehr wir nun los fahren wollten und jetzt noch mal zwei Tage… Und das Geld… Wir zahlten bisher 80 € die Nacht. Sie kam uns entgegen und nun mussten wir nur noch 65 € die Nacht bezahlen. Und außerdem wisse sie, dass hier ja nichts los sei, also wollte sie uns am Dienstag nach Swakopmund fahren, damit wir mal was anderes sehen. Dankend nahmen wir das Angebot an.

Als Dankeschön, luden wir sie für den Abend zum Essen ein. Ganz in der Nähe ist ein Restaurant, das auf einem Pier mitten im Meer steht. Wir haben nun schon von mehreren Gästen gehört, dass es da ganz toll sein soll und wollten dort hin. Wir verabredeten uns für 18 Uhr und pünktlich fuhren wir los. Das Essen war ganz toll und auch wenn hier fast alles deutsches Preisniveau hat, Essengehen ist relativ günstig. Wir hatten einen wunderschönen Abend mit vielen interessanten Eindrücken aus Christinas Leben und dem ihrer Familien.

Am nächsten morgen wurden wir zum Frühstück begrüßt und Christina erklärte uns, sie habe gestern Abend noch zwei Buchungen rein bekommen und sie müsse hier sein und könne uns nicht nach Swakopmund fahren. Aber sie habe ihre Tante Rachel organisiert. Sie kenne sich dort sowieso besser aus als sie und sie wird uns ein bisschen rum fahren und uns alles zeigen. Um halb 10 sei sie da…

Wir waren noch nicht mit unserem Frühstück fertig da kam sie schon reingeschneit. Pünktlich wie die Maurer. Wir müssen unsere Aussage vom letzten Mal revidieren. Die Afrikaner können auch deutsche Pünktlichkeit.

Wir fuhren ca. 30 Minuten bis nach Swkopmund. Die Straße teilt die Wüste vom Ozean an der Bucht entlang: Auf der rechten Seite türmen sich die sandigen Dünen auf, auf der linken Seite schlägt der Atlantik seine Wellen. Aus der Ferne konnten wir mehrere Schiffe liegen sehen. Und beim Näherkommen sahen wir, dass eins davon tatsächlich unseres war. Da lag das Schiff mit unserem Auto fast direkt vor unseren Füßen im Meer und wir konnten einfach nichts tun. So nah und doch so fern!

In Swakopmund angekommen fuhr uns Rachel erst mit dem Auto etwas durch die Stadt und zeigte uns viele alte Gebäude und fütterte uns mit Informationen zur überwiegend deutschen Geschichte. Später ließ sie uns raus und wir machten einen Treffpunkt für 13 Uhr aus.

Die Innenstadt Swakopmund ist nicht groß und man hat sich schnell einen Überblick verschafft. Im Gegensatz zu Walvis Bay ist hier wirklich alles deutsch. Jeder spricht deutsch, überall stehen Informationen zuerst in deutsch angeschrieben und es gibt sogar eine Adler Apotheke in der Kaiser-Wilhelm-Straße.

Natürlich mussten wir auch das hiesige Brauhaus besuchen, in dem wir mit einem „Mahlzeit“ begrüßt wurden. Wir waren wirklich in Deutschland – mitten in Afrika!

Nach einem Bier und einem Eistee gingen wir zurück zu unserem vereinbarten Treffpunkt. Rachel wartete schon auf uns und wir fuhren wieder in Richtung Walvis Bay.

Noch in Swakopmund rief uns Peter (der Agent) an. Er hatte schlechte Neuigkeiten: Das Schiff könne noch nicht in den Hafen, es sei von der selben Reederei noch ein wichtigeres Schiff gekommen und das habe Priorität. Unseres müsse noch weiter warten. Aber am Freitag müsste es dann entladen sein…

Freitag???!!! Noch zwei Tage länger! Wir sitzen hier fest ohne Auto!

Ganz geknickt erzählten wir Christina bei der Rückkehr, was passiert war. Sie war wieder unglaublich mitfühlend und buchte uns noch zwei weitere Tage ein – wieder zum ermäßigten Preis. Und sie versprach uns, dass das das letzte Mal ist, dass wir was bezahlen. Sollte es nochmal länger dauern, müssen wir nichts mehr bezahlen! Außerdem könnten wir ihr Auto benutzen. Sie könne es ja nicht mit ansehen, wenn wir uns hier so langweilen würden. Auch das Angebot nahmen wir dankend an und somit werden wir wahrscheinlich morgen nochmal nach Swakopmund fahren ein paar Dinge erledigen.

Ansonsten heißt es weiter warten. Warten auf ein Schiff, das eigentlich schon längst da ist.

 

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Anreise Namibia

Nun war es tatsächlich soweit. Der 5. Oktober war da und alles, worauf wir die letzten Jahre hingearbeitet haben war plötzlich so nah. Immer waren es noch Monate oder Wochen… Jetzt waren es keine 12 Stunden mehr, bis uns der Fliegen in unser neues Leben bringen sollte.

Mit sehr gemischten Gefühlen und nach einer unruhigen Nacht, machten wir uns dran, noch die restlichen Dinge zu erledigen. Manche Sachen gehen halt erst auf den letzten Drücker – wie die Zahnbürste einzupacken. Und während unsere To-Do-Liste so langsam immer kleiner wurde, wurden die Stimmung immer wehmütiger.

Als es um halb 1 zum letzten Mal Mittagessen gab, hatte keiner wirklich Appetit und schon da liefen die ersten, aber auch nicht die letzten Tränen für den Tag.

Natürlich freuten wir uns auf unsere bevorstehende Reise aber trotzdem waren wir traurig und hatten zugleich auch ein schlechtes Gewissen, dass wir unseren Eltern jetzt auch noch ihre Enkelin weg nahmen. Aber die Entscheidung stand und sollte auch nicht mehr umgeworfen werden.

Gegen 14 Uhr machten wir uns auf den Weg zum Flughafen. Wir wollten frühzeitig da sein um uns zum Einen noch mit Philip und Franzi zu treffen und zum Anderen wollten wir frühzeitig einchecken um eine Chance auf ein Babybett (die, die man in die Wand einhängt) im Flugzeug zu haben.

Das Babybett hat mir bis dahin schon den letzten Nerv geraubt… Bereits vor ein paar Wochen habe ich an Air Namibia eine E-Mail geschrieben mit der Bitte uns auf unserem gebuchten Flug ein Babybett zu reservieren. Als Antwort kam, das ginge nur bis 6 Monate, unsere Tochter sei bei Abflug ja schon älter. Mist… Aber im Laufe der Zeit und nachdem mich meine Schwiegermutter nochmal drauf gebracht hatte, wollte ich erneut mein Glück versuchen. Elisabeth würde erst am Tag der Ankunft 7 Monate werden, bei Abflug war sie noch 6 Monate. Also habe ich wieder eine E-Mail an Air Namibia geschrieben. Diesmal antwortete man mir, ich solle mich telefonisch 72 Stunden vor Abflug melden, dann sei unsere Buchung in deren System und man könne versuchen, dass wir doch noch ein Bett bekämen. 72 Stunden vor Abflug war Montag Abend um kurz nach 20 Uhr. Natürlich war telefonisch niemand mehr erreichbar, die Hotline war nur bis 18 Uhr besetzt. Dienstag war Feiertag, also auch niemand erreichbar. Ich rief dann gleich am Mittwoch morgen an und was sagte man mir?! Ich riefe zu spät an… Ich habe gedacht ich müsste die total unmotivierte Dame durch das Telefon holen! Außerdem sei unser Baby eh zu alt, die 6-Monats-Grenze ginge nur bis zum Beginn des 6. Monats, also 5 Monate und 30 Tage, sie war aber schon 6 Monate und 30 Tage. Nichts zu machen.

Total genervt legte ich auf und wollte dann im Internet online einchecken, damit wir uns wenigstens ein paar halbwegs angenehme Sitzplätze aussuchen konnten. Die ganze Nacht mit baby auf dem Schoß sollte wenigstens so angenehm wie möglich verlaufen. Der Online-Check-in funktionierte aber nicht. Ich konnte einfach nicht auf die Sitzplätze zugreifen. Also rief ich nochmal bei der Hotline an, um zu fragen, ob man wenigstens ein paar Sitzplätze für uns einbuchen konnte. Diesmal hatte ich eine andere – aber mindestens genauso unmotivierte – Dame am Telefon, die mir erklärte, dass der Online-Check-in erst 24 Stunden vorher ginge aber noch waren es um die 30 Stunden. Aber wir würden ja mit Baby fliegen, die Babybetten und die zugehörigen Sitze dazu könne man eh online nicht einchecken. Ich habe ihr gesagt, dass ich 5 Minuten vorher noch mit ihrer Kollegin gesprochen habe, die mir sagte, unser Baby sei zu alt. „Ja, aber wenn noch Babybetten frei sind kann man da bestimmt was machen.“ Wir sollten einfach am nächsten Tag früh genug am Check-in in Frankfurt sein, vielleicht klappt das dort. Telefonisch ginge das nicht mehr, dafür sei ich schon zu spät… Habe ich jetzt schon zum zweiten Mal gehört… Wir beschlossen also so früh wie möglich am Check-in zu sein.

Am nächsten Tag waren wir eine der ersten beim Check-in. Wir schilderten unsere Situation und bekamen gesagt, wir hätten das vorher telefonisch anmelden sollen… Ich dachte ich drehe durch!!! Sie könne jetzt nichts mehr machen außer uns auf die Reihe einzubuchen, wo das Bett angebracht werden KANN. Ob wir es dann auch bekommen, sei nun die Entscheidung des Flugpersonals.

Aber plötzlich war das gar nicht mehr unser Hauptproblem. Nachdem wir schon fast eingecheckt waren, wollte die Dame unser Rückflugticket sehen. Ganz selbstverständlich sagten wir, dass wir keins hätten, wir reisen mit dem Auto wieder aus. Sie wurde immer zickiger… „Wie lange wollen Sie denn bleiben?“ „Keine Ahnung“ antworteten wir. „Wir wissen, dass wir visumsfrei innerhalb von 90 Tagen wieder ausreisen müssen und bis dahin sind wir wieder raus, alles andere ergibt sich vor Ort.“ „Ja und danach?“ „Danach fahren wir weiter, wahrscheinlich nach Südafrika, dann wieder nach Norden, Botswana, Tansania usw steht auch noch auf dem Plan.“

Sie schaute uns total entgeistert an. Sie konnte sich darunter gar nichts vorstellen. Ich gab ihr unsere ganzen Dokumente, die bewiesen, dass sich unser Auto auf dem Schiff befindet und sie tigerte damit in ihr Büro ab. Kurz darauf kam sie zurück, sie habe mit ihrem Supervisor gesprochen und wir können nicht fliegen. Die ganzen Dokumente bewiesen ja gar nichts, sie brauche was schriftliches, dass wir innerhalb von 90 Tagen Namibia wieder verlassen würden und das stehe dort nicht drauf. Ich zitterte vor Aufregung. Wir waren kurz davor, unsere Weltreise zu starten und nun fing es schon in Deutschland an, dass uns die Bürokratie einen Strich durch die Rechnung machen sollte? In Afrika haben wir das erwartet, aber schon hier???!!! Ich fragte sie, wie das denn sonst gehandhabt wird. Es kommt ja relativ häufig vor, dass Menschen ihre Autos in andere Teile der Welt verschiffen und hinterher fliegen. Alleine in Namibia kommt jede Woche mindestens ein Schiff an, das bis unters Dach voll ist mit Autos. Aber Nein, sowas habe sie noch nie gehabt… Ah ja… Wir drehten uns im Kreis und irgendwann kam ihre Chefin dazu und versuchte uns alles nochmal zu erklären. Wir verstanden das ja. Wir haben keinen Ausreisenachweis aber es kann ja auch nicht so schwer sein uns zu verstehen… Wir waren batschnass geschwitzt. Wir sahen wirklich schon den Flieger ohne uns abheben. Bloß weil die Damen wahrscheinlich eine Arbeitsanleitung haben, wo jeder Handlungsschritt drin steht und sie zu unflexibel waren auf uns einzugehen, drohte unser Traum schon hier zu enden. Da wir uns weiter im Kreis drehten, holten sie noch einen höheren Chef dazu. Ich flüsterte Tim zu, dass wir nochmal ganz freundlich und ganz von vorne anfangen (sehr schwer mit einem Puls von 500) sollten, ihm die Situation zu erklären. Wir hatten beide in unserer Berufszeit mit Kunden zu tun und wissen, dass man wenn der Gegenüber ungehalten wird erst recht abblockt. Also nochmal durchatmen und ganz in Ruhe…

Der Typ kam (noch unsympatischer als beide Damen zusammen), wir wollten grad anfangen, da fuhr er uns über den Mund: „Sie müssen gar nicht weiter reden, wenn Sie kein Rückflugticket haben, fliegen Sie heute nicht.“

So, da standen wir nun, fix und fertig und den Tränen nahe. Ich glaube auch die Mitarbeiterin dort am Schalter merkte das und bekam etwas Mitleid mit uns. Sie mischte sich wieder ein und fing an uns ein paar Tipps zu geben. Plötzlich war nicht mehr die Rede von einem Rückflugticket. Wir könnten ihr auch ein Flug- oder Busticket in ein anderes Land vorzeigen. Das würde ausreichen. Hauptsache wir reisen aus Namibia innerhalb von 90 Tagen aus.

Wir wurden hellhörig… „In ein anderes Land? Also auch nach Südafrika oder in ein anderes Nachbarland?“ „Ja, egal wohin, Hauptsache raus.“

Wir holten unsere Koffer wieder von der Waage und gingen zurück in den Wartebereich, wo wir uns erst einmal setzten um die Lage zu besprechen. Tims Vater wartete dort mit unserer Tochter und wollte eigentlich schon weg sein. Wir schulden ihm jetzt 5 € für eine weitere Stunde parken am Terminal…

Wir und wahrscheinlich auch ihr habt euch immer gefragt wer bei diesen Last.-Minute-Schaltern am Flughafen einen Flug bucht. Jetzt wissen wir es. Wir wollten online nach einem billigen Flug schauen, aber da unser Datenvolumen leer war, war das unsere letzte Chance. Im Endeffekt haben wir jetzt für 230 € für alle am 25.12.2017 einen Flug nach Kapstadt gebucht, den wir nie antreten werden. Nachdem wir dem Typ dort an so einem Schalter unsere Situation erklärt haben, buchte er uns den Flug, wollte das Geld aber in bar haben, wahrscheinlich wird er den Flug mittlerweile schon storniert und das Geld eingesackt haben ist uns aber egal, wir hatten einen Nachweis.

Damit ausgestattet gingen wir zurück zum Check-in und wurden endlich ohne Probleme eingecheckt. Ich habe am selben Morgen noch einen Flug online von Windhoek nach Walvis Bay gebucht. Das schlechte Gewissen der Mitarbeiterin war wohl so groß, dass sie uns und sogar unser Gepäck direkt durchbuchte (und das bei komplett zu verschiedenen Zeiten einzeln gebuchten Flügen) und uns auch gleich die Boardkarten für den zweiten Flug ausstellte. Und auch hier reservierte sie uns dann noch die besten Plätze. Geht doch!!!

Jetzt konnten wir uns auch endlich schweren Herzens noch von Tims Vater verabschieden und Philip und Franzi begrüßen, die schon seit einer halben Stunde auf uns warten mussten. Nach einem gemeinsamen Bier ging es auch hier schon wieder an die Verabschiedung und wir machten uns auf in den Sicherheitsbereich. Die ganze Geschichte mit dem Check-in hat so lange gedauert, dass wir nun nur noch eine halbe Stunde hatten, dann wurde schon geboardet.

Da wir mit Baby unterwegs waren, durften wir als erste ins Flugzeug einsteigen. Wir kamen in den Flieger und wurden direkt gefragt, ob wir ein Babybett bräuchten. JJJAAAAA! „Kein Problem, nach dem Start komme ich und bringe es Ihnen.“ Na endlich, auch die zweite Sache hat endlich geklappt.

Wir machten es uns gemütlich (soweit dies in einem Flieger möglich ist) und warteten bis alle eingestiegen waren. Tim versuchte in der Zwischenzeit schon das Entertainment Programm zu checken aber irgendwie wollte das nicht funktionieren. Wir dachten das ginge erst, wenn wir in der Luft sind, also machten wir uns keine weiteren Gedanken darüber.

Auf dem Weg zur Rollbahn fing unsere Tochter an zu brüllen wie am Spieß. Es war Schlafenszeit aber alles war so aufregend und wir waren durch den ganzen Stress so angespannt (was sie natürlich auch merkte), dass sie selbst durch’s Stillen nicht mehr zu beruhigen war. Irgendwie bekam ich sie dann doch an die Brust damit sie beim Start keinen Druck auf die Ohren hatte und dann beruhigte sie sich auch einigermaßen. Nach dem Start brachte der Flugbegleiter das Babybett und wir legten sie rein. Jetzt wissen wir auch, warum die nur bis 6 Monate gehen: Elisabeth passte kaum noch rein.

Nach dem Essen war endlich die Zeit gekommen, das Entertainment Programm auszuprobieren. Ich bekam nur mit, wie Tim genervt und wie ein Bescheuerter auf diesem Bildschirm rumdrückte und vor sich hin fluchte. Dann holte er meinen Bildschirm nach ob und drückte dort drauf rum aber es passierte nichts, er ging nur an und aus, weiter kam man nicht. Nicht mal die Sprache ließ sich auswählen.

Auch an meiner Rückenlehne wurde fleißig rumgedrückt. Ich drehte mich um und fragte, ob ihr Bildschirm nicht ging. Natürlich ging er nicht. Wir hielten den nächsten Flugbegleiter an um zu fragen, was mit den Bildschirmen los waren und er sagte uns, es gäbe wohl ein technisches Problem und ungefähr 60 Bildschirme wären defekt und würden auch den ganzen Flug nicht funktionieren.

Also blieb uns nur versuchen zu schlafen, was auf den Sitzen der Economy Klasse eine wirkliche Herausforderung war. Für ein kleines Nickerchen hat es doch gereicht aber auch nicht lange, da sich bald wieder unsere Tochter meldete. Wir verbrachten die Nacht im Wechsel zwischen Stillen und Dösen und ich war froh, als gegen halb 5 Uhr morgens das Licht anging und das Frühstück serviert wurde. Jetzt hatten wir es fast geschafft, nur noch eine gute Stunde sollte es dauern und unser Flieger setzte im Sonnenaufgang in Windhoek auf. Die erste afrikanische Sonne seit langem für uns! Und unsere Tochter hat sich echt wacker geschlagen und wurde auch von den anderen Fluggästen gelobt. Die Landung hat sie sogar gänzlich verschlafen.

Wir rollten die Landebahn hinab und auf dem Weg zum Gate merkten wir, dass es hier gar keine Gates gab. Wir wurden einfach etwas neben der Rollbahn aus dem Flieger geworfen und durften zur Ankunftshalle laufen, begleitet von Spalier stehenden Angestellten, die aufpassten, dass auch keiner aus der Reihe tanzte und alle zügig in die Halle kamen.

Draußen bleiben wollte man bei diesen Temperaturen sowieso nicht. Kurz nach Sonnenaufgang hatte es 6 Grad!!! Wir sind doch hier in Afrika!

Von dem Mini-Vorfeld ging es durch die Passkontrolle in die noch kleinere Kofferhalle. Auch wenn unsere Koffer bis Walvis Bay durchgecheckt wurden, warteten wir, ob sie nicht doch vielleicht über das Laufband liefen. Wir sind jetzt in Afrika und hier weiß man nie. Als das Band aber immer leerer und die Menschen immer weniger wurden und unsere Koffer immer noch nicht da waren, dachten wir uns, dass es doch geklappt haben muss und begaben uns in die Ankunftshalle. Die Halle war genau so klein wie der Rest und somit hatten wir uns schnell einen Überblick verschafft. Größer als der Flughafen in Zweibrücken ist der Flughafen Windhoek nicht, nur handelt es sich hierbei um einen internationalen Flughafen der Hauptstadt!
Wir hoben erstmal Geld ab und kauften uns eine namibianische Prepaid-Karte fürs Handy.

Wir gingen zur Abflugshalle und warteten auf unser Boarding für den Inlandsflug. Nach einem Kaffee und zwei Stunden später wurde unser Flug geboardet und wir liefen wieder über das Vorfeld zu unserer Maschine, einer Embraer ERJ 135. Es handelt sich um eine ganz kleine Maschine, mit nur drei Sitzplätzen pro Reihe – 2 auf der einen und einen auf der anderen Seite vom Gang. Es war nur eine Flugbegleiterin auf dem Flug aber bei 35 Minuten sollte das auch ausreichend sein. Beim Einsteigen sahen wir auch, wie gerade unsere Koffer eingeladen wurden, also hatte es wirklich geklappt.

Der Pilot startete und Elisabeth schrie. Und das den kompletten Flug (außer wenige kurze Momente, in denen sie sich ablenken ließ). Jetzt war einfach alles zu viel. Der Stress, der wenige Schlaf in der Nacht, die Unruhe und jetzt schon wieder Stress, neue Umgebung und einfach alles doof. Aber es machte nichts, dass sie so schrie. Erstens ging der Flug ja nicht so lange und zweitens war die Maschine so alt, klapprig und dröhnte so laut, dass sie die Schreie übertönte.

Wir überflogen die Wüste und hier war wirklich gar nichts. Man sah nur alle möglichen Braun-Töne. Sonst nichts, aber auch wirklich gar nichts.

Kurz darauf landeten wir auch schon in Walvis Bay, der Flughafen befindet sich mitten in der Wüste. Wir wollten mit dem Taxi zu unserem B&B fahren und erwarteten, dass wir kaum aus dem Flughafen rauskämen und schon von Taxifahrern umringt sein würden. Aber weit gefehlt. Eine Angestellte des Flughafens musste extra ein Taxi bestellen.

Wir fuhren dann die ca. 20 Minuten durch die Wüste nach Walvis Bay. Rechts und links nur Sand und eine kerzengerade Straße, wir fühlten uns wie auf dem Mond. Und auch in Walvis Bay angekommen wurde es nicht besser. Die Stadt soll über 60.000 Einwohner haben, wir fragten uns, wo die waren.

Die Stadt wirkt wie eine Geisterstadt. Breite Straßen führen durch die Wohnviertel aber außer ein paar Autos auf der Straße war weit und breit keine Menschenseele zu sehen. Aber macht auch nichts. Wir wollten ja hier keinen Urlaub machen sondern warten nur bis unser Auto da ist und dann sind wir hier weg.

Äußerst freundlich wurden wir von der Schwester der Chefin empfangen. Sie haben uns extra ein Familienzimmer reserviert, da hätten wir eine Badewanne und könnten das Baby baden. Und auch wir sollten uns erst einmal eine warme Dusche gönnen und ausruhen. Nach fast 24 Stunden unterwegs war das auch mehr als notwendig. Die letzten Stunden waren mehr als anstrengend und haben ihre Spuren hinterlassen. Wir fühlten uns so eklig, dass die Dusche eine wahre Wohltat war.

Nachdem wir uns frisch gemacht hatten, liefen wir die ca. 1,5 km in die Stadt oder zumindest das, was man als Stadt bezeichnen kann. Eine riesige Straße und rechts und links ein paar Geschäft. Mehr ist das nicht.

Wir liefen zurück zu unserem B&B, wo wir auch zum ersten Mal Christina, die Chefin trafen, und quatschten noch etwas mit ihr, bevor wir es uns auf unserem Zimmer gemütlich machten. Eigentlich wollten wir noch etwas Fernseher schauen, aber das habe wir nicht mehr geschafft. Um halb 9 fielen wir totmüde in unser riesiges Bett.

Den nächsten Morgen gingen wir ganz entspannt an. Erstmal frühstücken. Hier trafen wir auch ein Pärchen aus Holland, das auch ihr Auto hierher verschifft hatte. Ihres war aber schon da, unseres immer noch unterwegs und wir wussten auch nicht, wann es ankommen sollte. Bereits seit über einer Woche hatten wir keinen Kontakt mehr zum Schiff und so konnten wir nur hoffen, dass es, wie angekündigt, am nächsten Tag ankommen sollte.

Christina sprach uns beim Frühstück an, ob wir nicht heute alle zusammen zu Abend essen wollten. Sie habe noch zwei Gäste und sie würde was kochen und uns gerne einladen. Da sagten wir natürlich zu, um 18 Uhr sollte es los gehen. Nur war um 18 Uhr niemand da und auch um 19 Uhr immer noch nicht. Wir überlegten gerade, ob wir uns eine Pizza holen sollten, als wir die Tür hörten und Christina mit Essen bepackt rein kam. Sie stellte alles hin, auch die Mikrowelle und sagte uns, sie müsse wieder weg, sie habe Besuch zuhause aber wir könnten uns das Essen, das mittlerweile kalt war, ja grad in der Mikro wieder warm machen. Die anderen zwei Gäste waren Ärzte und seien wohl noch im Krankenhaus also müssten wir alleine Essen. Mit einem „Enjoy your meal“ zischte sie wieder ab.

This is Africa!!!

Das Essen war trotzdem sehr lecker und wir fielen satt und zufrieden ins Bett.

Der nächste Morgen: Das Schiff war da! Endlich konnte man wieder im Live-Tracking sehen wo es war und es lag vor der Küste von Walvis Bay. Es hat also geklappt, das Schiff war wie angekündigt angekommen. Nur war heute Sonntag! Selbst wenn am Hafen geladen wird, weder der Zoll arbeitet heute noch hat der Agent unserer Spedition hier vor Ort geöffnet. Also hingen wir noch eine Nacht dran in der Hoffnung, dass unser Auto morgen kommt.

Wir liefen wieder in die Stadt (viel mehr kann man hier auch wirklich nicht tun) und kauften noch ein paar Getränke ein. Auch hier hat die Vorweihnachtszeit begonnen und genau so wie in Deutschland kann man hier mittlerweile überall Weihnachtsartikel kaufen und sogar die Weihnachtsmusik dudelt im Supermarkt schon vor sich hin. Das ist schon ein surreales Bild wenn die Boxen „Winter Wonderland“ spielen, und man im T-Shirt rumläuft. Wahrscheinlich wird das noch viel komischer, umso wärmer es hier wird (im Moment hat es tagsüber nur um die 20 Grad) und umso näher wir Weihnachten kommen. Wir sind gespannt.

Aber noch viel gespannter sind wir, ob wir morgen unser Auto bekommen!

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Zwischenbericht

Mit einem seltsam leeren Gefühl im Bauch verlassen wir, nachdem wir uns von allen verabschiedet hatten, das Willys Treffen in Enkirch.

Drei Tage unter Gleichgesinnten liegen hinter uns, in denen wir ein letztes Mal mit allen Bekannten und Freunden aus der Overlanderszene gefeiert, getrunken und gegrillt hatten.

Mit einem lachenden und einem weinenden Auge verließen wir Samstag schon das Treffen. Zwar einen Tag zu früh, was wir sehr bedauerten, da der letzte Abend meist der Lustigste ist. Wir wollten aber den ganzen Sonntag haben, um das Auto zu entladen um es dann für die große Reise wieder zu beladen. Außerdem wollten wir Sonntagabend dann gleich nach Hamburg aufbrechen und das alles an einem Tag war uns dann doch zu heiß.

Also Samstag schon los und alles in Ruhe am Sonntag erledigt.

Das lachende Auge natürlich deswegen, weil es mit der Verschiffung des Autos nach Namibia endlich in die heiße Phase gehen würde, die letzte Etappe würde anbrechen.

Wir fuhren also Sonntagabend los und erreichten mit Pausen nach guten sechs Stunden den Parkplatz der Spedition, die unser Auto am nächsten Morgen annehmen würde.

Wir hatten vorher schon telefonisch abgeklärt, dass wir auf dem Gelände übernachten dürften, so waren wir gleich vor Ort und ich musste am Morgen nur die Zweitbatterie abklemmen und alle Kabelenden isolieren.

Nachdem der Papierkram erledigt war, hatte ich noch die ganz besondere Ehre, das Auto persönlich in den Container zu fahren.

Als alles verzurrt und fest verschnürt war, wurden wir vom Chef noch persönlich an den Bahnhof in Norderstedt gefahren, von wo aus wir den Zug zum Hauptbahnhof Hamburg nehmen konnten.

Wir verbrachten den ganzen Tag in der Hamburger City, machten eine Hafenrundfahrt und genossen den sonnigen und wunderschönen Tag. Eigentlich ungewöhnlich für Hamburg, aber wir beschwerten uns nicht.

Abends nahmen wir den ICE nach Hause. Die vier Stunden Fahrt waren eigentlich ganz angenehm, da wir uns ein Kinderabteil mit einer anderen Familie mit Kleinkind teilten.

Das einzige Problem war, dass wir eigentlich permanent Geschrei im Abteil hatten, da entweder Elisabeth gerade eingeschlafen und unsanft von Gebrüll des anderen Kindes geweckt wurde, oder umgekehrt.

Abhilfe schaffte da nur ein kleiner Spaziergang durch den dahin rasenden ICE, bis beide Kinder in den Schlaf gefunden hatten und es still wurde.

Da forderten dann auch die letzten Tage, die erfüllt von Alkohol, Shisha, Schlafmangel und Stress, ihren Tribut und mich ereilte eine unmenschliche Migräne.

Aber daheim angekommen und nach einer wirklich erholsamen Nacht war der nächste Morgen eine Wohltat.

Mein Teil der Arbeit war erledigt, ab jetzt bestand mein Tagesablauf nur noch aus Kind hüten, Gammling und ein paar kleinen Verpflichtungen.

Mit erreichen des sechsten Lebensmonats begann für Elisabeth der Impfmarathon. Meisten einmal die Woche standen wir bei unserem Kinderarzt auf der Matte und sie bekam ihre Tollwut-, 6-fach Schutz- und Gelbfieberimpfungen per Spritze. Am Anfang war das Geschrei noch groß, aber die letzten Spritzen steckte unsere kleine Maus richtig gut weg und schon beim Pflaster aufkleben hörte das Weinen schon wieder auf.

Für uns standen noch ein paar Behördenbesuche auf dem Programm. Zum einen brauchten wir noch unsere internationalen Führerscheine, zum anderen einen internationalen Fahrzeugschein, der uns ermöglichte, unser Auto abzumelden, dadurch Geld für Steuer und Versicherung zu sparen und gleichzeitig ein offizielles Dokument in Händen zu halten. Somit unterbinden wir gleichzeitig irgendwelche fadenscheinigen Fragen von Grenzbeamten nach wer-weiß-was für Papieren, die Ihr spärliches Gehalt mit Schmiergeldern aufbessern wollen. Man besitzt etwas, was man zeigen kann und schon ist Ruhe.

Außerdem musste ich noch aufs Arbeitsamt, mich für einen einzigen Tag arbeitslos melden. Denn wenn man sich an- und einen Tag später wieder abmeldet bleibt der Anspruch auf Arbeitslosengeld I für die nächsten vier Jahre bestehen. Ich würde, sollten wir innerhalb der nächsten vier Jahre wieder nach Hause kommen, sofort Arbeitslosengeld bekommen, abzüglich natürlich der drei Monate Sperrfrist, weil ich selbst gekündigt habe.

Nachdem das erledigt war, blieb für mich eigentlich nix mehr zu tun.

Für Sarah begann die Arbeit jetzt erst richtig, denn Vollmachten für Versicherungen, ADAC, Bankgeschäfte und dergleichen mussten eingeholt und fertiggemacht werden.

Genau wie alle Unterlagen, die wir unterwegs brauchen mussten in Ordner oder Mappen sortiert werden.

Es gab noch tausende kleine Dinge, die erledigt werden wollten.

Darunter auch extrem Unnötige.

Zum Beispiel sind wir, als wir in London den Campingplatz gesucht haben unbewusst durch eine ECO-Zone gefahren.

Soweit eigentlich kein Problem, aber um eine solche Zone durchfahren zu dürfen muss man sich vorher online registrieren. Da wir weder von der Registrierung noch von der Zone wussten, traf uns fast der Schlag als ein Einschreiben aus England über Norwegen kam und uns aufforderte, 1200 Euro Strafe zu überweisen. Sollten wir der Forderung nicht nachkommen, würde sich der Betrag innerhalb von einer Woche verdreifachen…

Einen halben Tag hat es gekostet, bis wir mit ADAC und Rechtsschutz geklärt hatten, wie der Fall gehandhabt werden sollte. Er liegt jetzt bei einem britischen Anwalt und wartet auf seine Verhandlung.

Eine andere Geschichte war der Tollwutimpfstoff für Elisabeth. Der war europaweit vergriffen und wir mussten etliche Apotheken im Umkreis von 50 km abtelefonieren, um noch welchen zu bekommen.

Alles Zeug, was man sich sparen könnte, da noch genug Anderes anliegt.

Aber gut, Langeweile ist auch doof… 😉

Dadurch verging die Zeit aber wie im Flug und der eh schon zu kurze Sommer neigte sich seinem Ende zu. Krönender Abschluss war der diesjährige Jahrmarkt in unserer Heimatstadt Bad Dürkheim, der Wurstmarkt.

Aufgrund meiner Arbeit konnten wir die letzten Jahre nur bedingt bis gar nicht gehen, was sich natürlich dieses Jahr geändert hat.

Wir hatten frei und das Haus meiner Eltern ist gerade Mal 500 Meter entfernt des Festgeländes.

Das führte natürlich zu der ein oder anderen feuchtfröhlichen Nacht mit dementsprechendem Kater am Morgen darauf.

Es war überragend, wieder einmal mit allen alten Freunden und Bekannten zu feiern und einfach an nichts denken zu müssen und den ganzen Stress einfach mal auszublenden.

In den letzten zwei Woche vor Abflug leerte sich die Liste mit Erledigungen und wurde abgelöst von Terminen mit letzten Treffen mit unseren Freunden.

Die ein oder andere Träne rollte schon, als wir uns ein letztes Mal verabschiedeten.

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Resümee & Ausblick

Nun sind wir wieder zuhause bzw. bei meinen Schwiegereltern weil wir ja ein eigenes Zuhause nicht mehr haben.

Wir waren sechs Wochen auf Achse und hätten wir zum Schluss nicht so Gas gegeben, wären wir wahrscheinlich noch mindestens zwei weitere Wochen unterwegs gewesen. Jeder hat gesagt, dass ein Kind auf Reisen entschleunigt. Wir konnten es uns nicht vorstellen haben aber nun auch die Erfahrung gemacht. Fast alles richtet sich nach dem kleinen Menschen, der einen begleitet. Früher hätten wir den Trip vermutlich in einem Drei-Wochen-Urlaub gemacht, aber ein Baby zwingt einen zu mehr Pausen, kürzeren Etappen und längeren Standzeiten. Außerdem braucht man mindestens dreimal so lange zum Duschen und Kochen, da immer einer beim Baby bleiben muss und man fast nichts mehr zusammen machen kann. Gleichzeitig Duschen oder gemeinsam Abspülen ist nun nicht mehr drin. Ein Baby ist wunderschön, macht viel Spaß und wir haben sehr viele Kontakte nur wegen Elisabeth gemacht. Unsere Reise und unser Vorhaben wurde überwiegend positiv aufgenommen und auch wenn die Kleine mal geschrien hat (und das kam öfter mal vor) sind wir auf ganz viel Verständnis gestoßen. Fast jeder, den wir getroffen haben, hatte selbst Kinder. Viele hatten schon Enkel oder Urenkel und kannte die Schreiattacken aus eigener Erfahrung. Da wir gerade zu Beginn der Reise noch keine Struktur hatten und auch erstmal rausfinden mussten, wie es so läuft, war es zugegebenermaßen oft wirklich frustrierend. Gerade ich hatte oft das Gefühl, ich sei „festgewachsen“. Ich hatte gefühlte 24 Stunden Elisabeth auf dem Arm und konnte nicht mal einfach auf Toilette oder geschweige denn duschen gehen. Es machte mich fertig, dass ich für jeden Handgriff Tim bitten musste. Selbst mir was zu trinken einschenken war mit Baby auf dem Arm nicht möglich. Die Gläser waren im Auto und der Einstieg befindet sich auf 80 cm Höhe, den man mit einer Trittleiter überwinden muss. Und als ich das erste Mal einen Abflug von der Leiter gemacht habe (ohne Baby im Arm) haben wir uns gesagt, dass wir nie mit Elisabeth die Leiter hochgehen würden. Also musste Tim wieder ran… Aber man gewöhnt sich dran und irgendwann spielt es sich ein, dass jeder seine Aufgaben hat und dann kommt man auch gut zurecht.

Auch für Tim war es toll, so viel Zeit mit seiner Tochter zu verbringen. Die ersten drei Monate war das ja aufgrund der tollen (Achtung Ironie!) Arbeitszeiten nicht wirklich möglich. Wenn Tim zur Arbeit ging, haben wir meistens noch geschlafen und als er heim kam schon wieder. Jetzt konnten die beiden sich endlich richtig aneinander gewöhnen und wir konnten als Familie richtig zusammen wachsen. Das wichtigste was eine junge Familie braucht ist Zeit und die hatten wir nun endlich.

Jetzt konnten wir auch endlich unser Auto auf Herz und Nieren testen. Bis auf ein paar Kleinigkeiten, die noch verändert werden müssen, haben sich unsere Umbauten bestens bewährt. Wir sind wirklich froh und auch stolz, dass alles so gut geklappt hat.

Worüber wir etwas überrascht waren, war die Freundlichkeit der Briten. Wir haben sie uns irgendwie anders vorgestellt. So typisch britisch wie ihr Wetter: etwas kühl und auch distanziert. Aber genau das Gegenteil war der Fall. Uns wurde immer echte Freundlichkeit und ehrliches Interesse entgegengebracht. Unser Auto faszinierte alle und egal was wir erlebt haben, wurde uns immer Hilfe angeboten, wenn es den Anschein machte, wir bräuchten sie.Selbst mitten in der Stadt an einer roten Ampel wurden wir auf unser Auto angehauen, es wurde kurz gelobt, der Daumen nach oben gestreckt und dann fuhr wieder jeder weiter.

Was uns am britischen und irischen Verkehr aufgefallen ist: Es gibt so gut wie keine Ampeln. Fast überall sind Kreisverkehre in verschiedenen Größen zu finden und der Verkehr läuft super. Wahrscheinlich liegt das auch daran, weil, wie Tim im letzten Bericht geschrieben hat, nicht jeder immer auf sein Recht beharrt wie hier in Deutschland. In Wells haben wir einen ganz netten älteren Mann getroffen. Er war dort selbst Gast hat aber einen Cider empfohlen. Da in dem Mini-Pub nur ein Tisch draußen stand und er und wir uns hinsetzen wollten, setzten wir uns einfach zusammen an den Tisch und quatschen noch etwas. Er erzählte uns, dass er erst vor Kurzem in Deutschland war und ihm aufgefallen sei, dass die Deutschen so aggressiv Auto fahren würden. Und genau das fiel uns nach der Rückkehr von der Insel auch auf, genau dieses sture Fahren, wo jeder – typisch deutsch – auf sein Recht besteht! In England war es definitiv angenehmer zu fahren. Selbst mir ist das aufgefallen, auch wenn die ganze Zeit Tim fuhr und ich navigierte. Die schlimmste Umgewöhnung war wieder vom Linksverkehr zum Rechtsverkehr. Wir sind jetzt schon fünf Tage wieder zuhause aber manchmal denke ich immer noch, wir fahren auf der falschen Seite. Die Eingewöhnung dort ging schneller.

Wir würden und können JEDEM nur Irland und Großbritannien empfehlen! Wir würden es immer wieder machen, aber es ist nicht unbedingt ein Camper-Land. Dafür ist das Wetter einfach zu schlecht. Ich würde empfehlen, entweder mit Flugzeug und Mietwagen oder mit dem eigenen Auto und dann B&Bs anfahren. Die gibt es an jeder Ecke (allerdings nicht immer günstig) und man hat abends immer ein Dach über dem Kopf und sitzt im Trockenen. Aber man gewöhnt sich auch irgendwie an das Wetter. Als wir Heim kamen hatten wir 30 Grad zuhause und gingen fast kaputt. Jetzt wissen wir auch, warum die Iren und Briten bei Wärme gleich so fertig sind. Wenn es nie mehr als 18 Grad hat, ist 25 Grad natürlich kaum auszuhalten. Kurz nach unserer Rückkehr machte der Sommer eine kurze Pause und es regnete zwei Tage am Stück. In den Nachrichten heute morgen wurde das dramatisiert… Von Wassermassen war die Rede. Darüber mussten wir lachen, von denen war wohl noch niemand in Schottland!

So, und da nach dem Urlaub vor dem Urlaub ist, geht es gleich weiter mit der Planung für die „richtige“ Reise. Das erste September Wochenende geht es auf’s Willys Treffen. Von da aus fahren wir am 04.09. nach Norderstedt und geben dort unser Auto bei der Spedition ab. Am 07.09. geht es aufs Schiff nach Walvis Bay / Namibia. Wir fliegen am 05.10. hinterher und hoffen dann unser Auto unversehrt entgegen nehmen zu können. Dann geht das große Abenteuer los. Bis dahin ist noch viel zu erledigen. Versicherungen müssen gekündigt und abgeschlossen werden, die Impfungen aufgefrischt, Umbaumaßnahmen am Auto gemacht, das Carnet beantragt werden, usw. Es wird also die letzten Wochen zuhause nicht langweilig.

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Schottland Teil III & England

Inverness war eine Erholung für Körper und Seele. Wir sind mit buchstäblich der letzten Energie in die Stadt zurückgekehrt. Wind, Kälte, Midges, Regen, wir waren ausgebrannt. Wir wuschen erstmal die Kleidung, trockneten alles was noch nass war und füllten unsere Reserven wieder auf. Der sonnige Tag war wie Balsam für die Seele, wir genossen jeden einzelnen Sonnenstrahl. Genau wie Elisabeth, die sich bestens gelaunt auf ihrer Decke wälzte und vor guter Laune jauchzte.

Die nächste Stadt die wir anfuhren war Stirling, auf dem Weg dort hin begleitete uns Sonne den ganzen Weg entlang.

Wie meine Frau schon erwähnte, fassten wir den Plan, die hiesigen Sehenswürdigkeiten zu besichtigen. Da waren zum einen das National Wallace Monument, ein 67 Meter hoher Turm, der zu Ehren des Nationalhelden William Wallace (manchem sagt der Name vielleicht etwas aus dem Film Braveheart) 1869 errichtet wurde. Der aufständige Schotte

Wallace führte die Schotten in der Schlacht von Stirling Bridge zu einen vernichtenden Sieg gegen die Engländer. An der Stelle, an der er über das Schlachtfeld geblickt haben soll, erbaute man den Turm, der ein wenig an das Auge von Mordor aus Herr der Ringe erinnert.

Aber zuerst einmal stand das Falkirk Wheel auf dem Programm, ein Schiffshebewerk der Superlative. Es verbindet den Union- und den Forth-and-Clyde-Kanal und schafft somit auf der Route Glasgow – Edinburgh eine ununterbrochene Verbindung. Die beiden Kanäle wurden 1960 durch eine Straße getrennt.

27 Meter werden die Schiffe aus dem Wasser und über einen Drehmechanismus, der an ein Riesenrad erinnert, angehoben. Es ist weltweit das einzige rotierende Schiffshebewerk. Zwei Schiffe können gleichzeitig in eine der Gondeln, wenn beide besetzt sind, dreht sich das Rad in unter 5 Minuten um 180 Grad. Ein atemberaubender Anblick, wenn sich zwei Schiffe in die Luft erheben.

Auf dem Rückweg begann es, wie sollte es auch anders sein zu schütten. Der Blick auf die Wetter-App verhieß nichts Gutes, es sollte mindestens bis morgen so weiterregnen.

Ich denke, es ist keine Schande, irgendwann den Gedanken zu hegen, abzubrechen. Wir machen diesen Trip um Spaß zu haben, doch mit Spaß hatte Schottland langsam nichts mehr zu tun. Es war eher ein Kampf gegen die Elemente. Und dafür waren wir nicht unterwegs. Vielleicht wird eines Tages der Moment kommen, an dem wir keine Chance mehr haben, einfach heim zu fahren, aber dieses Mal noch nicht. Noch hatten wir die Chance. Und wir nutzten sie. Zumindest um erstmal in Richtung Heimat zu kommen.

Auf direktem Weg fuhren wir am nächsten morgen nach Liverpool. Wie aus Hohn war es hier fast 10 Grad wärmer und die Sonne blickte durch die Wolken. Wir übernachteten auf einem Stellplatz und fuhren nochmal in die Stadt. Die Waterfront war atemberaubend, Katamaran-Fähren transportieren Fahrzeuge, große Holzschiffe waren am Kai vertäut und auf Grund des Samstagabends waren die Straßen gestopft voll mit Menschen. Überall waren die Bars geöffnet, ein Rummel war an der Promenade aufgebaut und wir genossen die ersten Fish&Chips auf englischem Boden!

Die zweite Marathonetappe brachte uns in den Süden Englands, in die Nähe von Wells. Ein süßer Campingplatz auf einem Bauernhof wurde unser Zuhause für die nächsten zwei Nächte. Nach solch langen Fahrten mussten wir unserer Tochter mal wieder eine Pause gönnen und das zwischen Kühen, Gänsen und Hühnern.

Das Wetter zeigte sich von seiner besten Seite und wir gammelten umringt von sämtlichem Federvieh des Hofes unter unserer Markise und entspannten. Wir machten den „Fehler“, morgens unser Frühstück mit den Gästen zu teilen, danach hatten wir permanenten Besuch von allem was auf dem Hof nicht eingezäunt ist.

Aber so konnten wir unser Tochter gleich mal Naturkunde live nahebringen!

Wells ist die Partner- unserer Heimatstadt Bad Dürkheim, so mussten wir natürlich auch mal dort hin und fanden sogar auf Anhieb den Durkheim Drive. Lustigerweise hat Sarah, damals noch bei Ihren Eltern im Wellsring gewohnt.

Wir kurvten also durch das kleine aber sehr beschauliche Dorf, vorbei an der Kathedrale und genehmigten uns erneut Fish&Chips, diesmal von einem, bei uns würde man sagen Döner-Laden, bloß eben für Fish&Chips.

Da wir echt Hunger hatten, nahmen wir beide gleich mal die große Portion, die wir dann auch bekamen. Der Fisch hatte bestimmt ein halbes Kilo (übertrieben) und die Pommes hätten für fünf Leute gereicht. Aber lecker war es und vollgefressen genossen wir bzw. ich noch ein Cider im kleinsten Pub von Wells.

Die Region ist übrigens berühmt für ihre kleinen Brauereien, die Cider aus den hiesigen Äpfeln herstellen, ähnlich wie Bad Dürkheim zuhause für seinen Wein. Irgendeiner scheint sich bei der Wahl der Partnerstädte schon was gedacht zu haben. Es war wirklich wie zuhause, bloß eben auf englisch…

Entspannt nach zwei Tagen Pause machten wir uns auf den Weg ins 300 km entfernte London, vorbei an Stonehenge, das wir aber dezent links liegen ließen, da der Touristenandrang enorm war und man das ganze auch von der Schnellstraße aus bewundern kann.

Es hätte auch überhaupt keinen Sinn gemacht, die umgerechnet knapp 20 Euro pro Person an Eintrittsgeld zu verblasen, da ein Drahtzaun die berühmten Steine von den Touristenmasse abschirmt.

Aber auch von der Straße war der Blick beeindruckend und dank Teleobjektiv auch kein Problem zu fotografieren.

Den Großraum London beherbergt knapp vier Millionen Menschen, wovon fast dreineinhalb Millionen in der Innenstadt leben, dementsprechend ist der Verkehr. Aber selbst in diesem Chaos herrscht noch eine gewisse Ordnung, denn die Briten im Allgemeinen sind enorm vorausschauende und zuvorkommende Autofahrer. Immer wird sich mit Warnblinker bedankt, mit Lichthupe die Vorfahrt angezeigt und lieber der andere vorgelassen, als auf das eigene Recht bestanden. Ein wirklich angenehmes Fahren! Aber das ändert nichts an den permanenten Staus, je näher man der Innenstadt kommt.

Wir hatten einen Camping in einem Vorort im Auge, der aber leider ausgebucht war. Freundlich wurden wir an einen anderen Platz verwiesen, den wir nach 15 km und einer knappen Stunde Fahrzeit auch erreichten.

Platz hatten sie und wir keine Wahl mehr, denn es war schon zu spät zum weiter suchen, aber die umgerechnet 50 Euro für die Nacht ließ uns schon stark aufstöhnen.

Eigentlich wollten wir zwei Nächte bleiben, den ganzen nächsten Tag in der Stadt verbringen und am darauffolgenden Tag weiter zur Fähre, bei diesen Preisen aber änderten wir kurzerhand den Plan. Wir blieben nur eine Nacht und fuhren dann am nächsten Morgen durch die Stadt, sozusagen Drive Thru, wie auch schon in Edinburgh.

London ist keine Stadt, die man mit seinem Auto anfährt, dafür ist die Parkgebühr zu hoch, der Verkehr zu schlecht und obendrein schlägt noch eine Citymaut für die Innenstadt mit 11 Pfund zu Buche. Aber trotzdem noch günstiger als eine zweite Nacht auf dem Campingplatz.

London fliegt man am besten mit irgendeiner Billigfluglinie an, nimmt sich ein zentrumsnahes Hotel und verbringt ein entspanntes Wochenende.

Da wir aber doch mal kurz etwas von London sehen wollten, fuhren wir zur einzigen Sehenswürdigkeit, die nicht in der Citymaut-Zone leigt. Die Tower-Bridge!

Für mich war es so ein ergreifendes Gefühl, unser Auto über ein so berühmtes Wahrzeichen zu steuern, dass ich mir gerade mal ein paar Tränen nicht verkneifen konnte. Das Auto und wir bereisen die Welt jetzt schon seit fast 100.000 km, wie viele berühmte Orte haben wir schon gemeinsam besucht und wie viele mögen es denn noch werden?

Aber die Tower-Bridge im Herzen Londons gehört auf jeden Fall zu den Highlights!

Wir drehten noch eine kleine Runde durch die Stadt, wobei die Vororte wirkten, als würde man durch die Bronx oder die Außenbezirke von Bagdad fahren. Hier wirkt jeder Stadtteil außer der Innenstadt wie ein Problembezirk.

Wir verließen den Großraum London Richtung Küste, drehten aber nochmal nach Norden ab zum kleinen Küstenort Ipswich. Mit 100.000 Einwohnern gar nicht so klein, ist Ipswich in einer Bucht an der Ostküste Englands gelegen. Der Name der Stadt wurde mit in die neue Welt genommen und erlangte dort im Zusammenhang mit den Hexenverbrennungen von Salem traurige Berühmtheit, denn auch hier wurde Jagd auf Unschuldige gemacht.

Wir wollten uns dort mit Christian und Andrea treffen, mit denen wir die letzten 7000 km immer mal wieder per Mail Kontakt hatten, da sie die selbe Route nahmen wie wir und wir uns nochmal irgendwie treffen wollten. Es ergab sich nur nie, da entweder wir oder sie immer ein Stück voraus waren.

Aber diesmal passte alles und die Chance wurde prompt genutzt.

Ein kleiner Campingplatz vor Ipswich war unser Treffpunkt und lustigerweise waren wir die einzigen Gäste. Wir hatten den ganzen Platz für uns und genossen einen entspannten und super witzigen Abend. Die Nacht war nicht ganz so angenehm, da die regionale Bahn alle halbe Stunde die ganze Nacht hindurch vorbei fuhr und unsere beiden Autos vibrieren ließ.

Aber der gemeinsame Kaffee am nächsten Morgen ließ die harte Nacht schnell vergessen.

Unsere Fähre würde uns an diesem Nachmittag nach Calais bringen, also verabschiedeten wir uns relativ schnell, aber mit der Gewissheit, neue Freunde gefunden zu haben, die wir auf jeden Fall wieder sehen werden!

Die Bekanntschaften sind immer die herausragendsten Ereignisse auf einer Reise!

Auf dem Weg nach Dover frischte der Wind bedenklich auf, wieder peitschte Regen auf das Autodach.

Am Hafen angekommen erreichte uns die Meldung, dass unsere Fähre Verspätung hätte, zu starker Wellengang.

Naja, das konnte ja was werden…

Mit einer halben Stunde Verspätung legten wir dann aber doch ab und fuhren auf den Ärmelkanal hinaus. Man konnte die französische Küste schon sehen, wobei nur verschwommen, da die Wellen so gegen die Schiffswand schlugen, dass die Gischt bis aufs Oberdeck spritzte. Man konnte praktisch nur sitzen, da einen das rollende Schiff keinen geraden Schritt machen ließ.

Aber auch das brachten wir hinter uns und erreichten mit leicht flauem Gefühl im Magen Calais.

Dort merkten wir, dass der Wind sogar noch stärker war wie in England angenommen und uns wiedermal unmöglich machte, unser Dach für die Nacht zu öffnen.

An einem Feldweg machten wir eine Krisensitzung. Wir entschieden direkt nach Hause zu fahren, nicht wie geplant über Dünkirchen und Brügge mit zwei weiteren Nächten.

Wir hatten echt einfach keine Lust mehr auf Wind, Regen oder sonst irgendwas. Wir wollten einfach nur noch heim…

Wir würden fahren, bis wir Bad Dürkheim erreichten, mit dem Kompromiss, alle zwei Stunden für eine halbe Stunde anzuhalten und Pause zu machen. Das würde uns zu Gute kommen, aber in erster Linie natürlich Elisabeth.

Nach 600 km und knappen 8 weiteren Stunden erreichten wir um 2 Uhr früh unsere Heimatstadt und fielen tot müde ins Bett.

 

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Schottland Teil II

Die letzte Etappe der North Coast 500 führte uns zurück nach Inverness. Nach den vergangenen anstrengenden Tagen wollten wir es uns noch einmal gut gehen lassen und fuhren wieder auf den High-End-Campingplatz. Wir wurden schon wie alte Bekannte begrüßt und buchten uns noch einmal für 2 Nächte ein. Wir wollten einfach mal wieder etwas die Seele baumeln lassen und das gute Wetter, das ab dem nächsten Tag kommen sollte, genießen. Und das ganze ohne Midges. Die standen laut Midges-Vorhersage (gibt es wirklich, wie das Wetter wird auch die Wahrscheinlichkeit, dass diese kleinen Plagegeister auftreten vorhergesagt) nämlich nicht auf dem Plan. Und wer sich immer noch nichts unter diesen Viehchern vorstellen kann, sollte einfach mal „midges scotland“ bei youtube eingeben.

Aber zurück zum Thema: Wir genossen am nächsten Tag das sonnige Wetter und unser Thermometer knackte tatsächlich mal wieder die 20 Grad Marke. Das hatten wir schon lange nicht mehr. Unsere Laune stieg parallel zu der Temperatur und wir waren frohen Mutes und planten unseren weiteren Aufenthalt in Schottland und England. Am nächsten Tag sollte es noch einmal eine längere Fahrt nach Edinburgh geben. Dort wollten wir uns die Stadt anschauen und dann weiter nach Westen über Stirling (Wallace Monument), das Falkirk Wheel, zum Loch Lomond und dann ganz langsam Richtung Süden.

Nach zwei Nächten brachen wir bei schönstem Wetter auf und fuhren auf die Autobahn nach Edinburgh. Es sollte unsere letzte „Marathonetappe“ werden und gegen Nachmittag kamen wir dann auch an. Auf den ersten Blick war Edinburgh genau so, wie wir es uns vorgestellt haben. Alle Gebäude aus Sandstein und in der Mitte der Stadt thront auf einem Hügel das Edinburgh-Castle. Aber das wollten wir uns alles am nächsten Tag ausgeruht anschauen. Also fuhren wir zur Forth Bridge um uns hier für die Nacht hinzustellen. Laut meiner Stellplatz-App könnte man hier kostenlos stehen und habe noch einen genialen Ausblick auf die Brücke.

Die App hat uns bisher noch nie im Stich gelassen aber diesmal kamen wir dort an und fanden Schilder „No Overnight Parking“ und „No Camping“. Mist, und was jetzt??? Es war mittlerweile nach 20 Uhr und einen richtigen Campingplatz wollten wir nicht anfahren. Wir waren zu geizig, nur zum Schlafen wieder 25 Pfund zu zahlen zumal es mittlerweile auch angefangen hatte zu regnen und wir uns nicht einmal mehr draußen aufhalten sondern uns eh wieder nur hinten rein verziehen konnten. Also setzten wir unsere ganze Hoffnung in einen weiteren Stellplatz 30 Kilometer entfernt. Auf dem Weg dort hin regnete es immer heftiger und nun war kurz vor dem Ziel auch noch die Straße gesperrt. Ich versuchte über google maps eine Umleitung zu finden, während unsere Tochter aufwachte und erst einmal höllisch anfing zu schreien. Wenn sie aufwacht und hat Hunger dann SOFORT. Wir fuhren noch ein Stück und ich versuchte sie dabei zu vertrösten. Schnell merkten wir aber, dass es keinen Sinn machte. Sie lies sich nicht vertrösten und das Fahren unter Dauerbeschallung ging auch Tim an die Nerven. Also entschieden wir uns, auch wenn wir schon fast da waren, noch einmal in einem Wohngebiet anzuhalten. Gerade als wir sie aus ihrem Sitz holen wollten, machte sie eine gewaltige Ladung in ihre Windel und es quoll aus allen Ritzen raus. Da war es mal wieder: Murphy’s Law…

Tim machte die Ladefläche leer und ich wickelten unsere Tochter im strömenden Regen nur geschützt durch die Hecktür. Nachdem alle verkackten Klamotten aus waren und Elisabeth schon sauber war, kam eine Anwohnerin aus ihrem Haus, ob sie uns irgendetwas bringen könnte… Etwas warmes Wasser vielleicht…?! Wir lehnten dankend ab, da wir ja nun nur noch wieder frische Klamotten anziehen mussten, freuten uns aber über die Hilfsbereitschaft der Briten. Schon so oft waren wir positiv überrascht. Egal wo wir mit Baby hinkamen wurden wir freundlich empfangen und alles getan, dass es uns und unserer Tochter gut ginge. Überhaupt wirkt Irland und Großbritannien auf uns sehr kinderfreundlich. Überall gibt es Wickelmöglichkeiten und oft haben Campingplätze sogar ein eigenes Bad für Babys oder zumindest eine Bademöglichkeit.

Nach unserem kleinen Intermezzo stillte ich Elisabeth noch, Tim räumte in der Zwischenzeit das Auto – immer noch im strömenden Regen – wieder ein, und dann fuhren wir auf den Ausweich-Stellplatz und verbrachten dort eine unruhige Nacht, da sich direkt neben unserem Auto eine Bushaltestelle befand, die die ganze Nacht regelmäßig angefahren wurde.

Am nächsten Morgen ging es nach Edinburgh und wir wollten auf einem der zahlreichen Parkplätze parken. Dafür, dass es sich um eine Großstadt handelt, waren die Parkmöglichkeiten sehr gut. Als wir aber am Parkautomat bezahlen wollten, verschlug es uns fast die Sprache: 4 Pfund, also 5 € für eine Stunde parken. Das war es uns nicht wert! Für das Geld konnten wir noch ein paar Runden mit dem Auto durch die Stadt drehen, was wir auch taten. An ein paar Sehenswürdigkeiten wie dem Edinburgh Castle parkten wir verbotenerweise kurz ohne ein Ticket zu lösen, stiegen kurz aus, machten ein paar Fotos und fuhren weiter. Edinburgh hat uns sehr gut gefallen, aber das ist doch eher eine Stadt, in die man für ein verlängertes Wochenende mit dem Flugzeug kommt.

Wir wollten weiter zu unserer nächsten Station: dem Falkirk Wheel. Da aber Freitag war, entschieden wir uns, dass wir erst den Campingplatz, den ich vorher rausgesucht hatte, anfuhren, um dort zu reservieren und dann erst weiter zu fahren. Wenn wir eins gelernt hatten, dann dass die Campingplätze am Wochenende immer voll werden.

Wir wurden äußerst herzlich von der Chefin begrüßt und ganz besonders Elisabeth hatte es ihr angetan. Sie war hin und weg. Wir entschieden uns zwei Tage zu bleiben um am nächsten Tag von dort aus zum Wallace Monument zu laufen und den Rest des Tages in Stirling zu verbringen. Aber erst einmal ging es an diesem Nachmittag noch zum Falkirk Wheel, ein Schiffshebewerk, dass zwei Kanäle zwischen Edinburgh und Glasgow verbindet. Aufgrund seiner Bauart sieht es aus wie ein Riesenrad.

Wir zahlten die umgerechnet 30 € um mitzufahren. 50 Minuten lang sitzt man in einem Boot, wird einmal nach oben befördert, dann fährt man durch einen Tunnel bis zu einer nächsten Schleuse, dreht um, fährt wieder durch den Tunnel zurück und nach unten. Auch wenn es nicht ganz billig ist, sollte man es auf jeden Fall einmal gemacht haben.

Auf dem Rückweg zum Campingplatz fing es mal wieder an zu regnen. So wie die Laune mit dem Sonnenschein steigt, so sank sie mehr und mehr mit jedem Tropfen Regen. Und auch der Blick auf den Wetterbericht verhieß nichts Gutes: für den morgigen Tag war eine Regenwahrscheinlichkeit von 92% angesagt. Wir wollten nicht mehr… Wir konnten einfach keinen Regen mehr sehen. Und den Tag bei Regen auf dem Campingplatz zu hocken war ein verschwendeter Tag. Wir gingen also zur Rezeption, erklärten der Chefin unsere Lage und fragten schweren Herzens, ob wir unser Geld für die zweite Nacht wieder bekämen. Sie zögerte keine Sekunde und gab uns das Geld zurück. Wir bedauerten es wirklich sehr, zumal es ein wunderschöner Campingplatz ist. Aber wir wollten so schnell wie möglich weiter in den Süden. Der Wetterbericht für London sagte für die ganze nächste Woche um die 25 Grad und kaum Regen.

Am nächsten Morgen weckte uns unsere Tochter um 5 Uhr. Während ich versuchte, sie und mich dazu zu bringen weiter zu schlafen, konnte Tim nicht mehr einschlafen und entschied sich das momentan noch trockene Wetter zu nutzen um alleine aufs Wallace Monument hochzustiefeln. Gegen 8 Uhr war er zurück pünktlich zu den ersten Regentropfen und wir beluden mal wieder bei Regen das Auto und fuhren in Richtung Süden. Wieder eine viel zu lange Etappe stand uns bevor. Eigentlich wollten wir nie mehr als 2 x 2,5 Stunden fahren, gerade unserer Tochter zu liebe aber was sollten wir tun?! Uns bereits am Nachmittag bei Regen hinten in die Karre reinsetzen und warten bis wir ins Bett gehen konnten war auch keine Option. Also entschieden wir uns das schlechte Wetter zu nutzen um zu fahren. Mit einer Bedingung: So viel wie möglich Pausen und um 17h suchen wir uns einen Platz! Wir hatten keine Lust auf einen Abend wie den vorgestrigen, wo wir um 21h immer noch keinen Schlafplatz hatten.

Gott sei Dank waren wir jetzt auf einer gut ausgebauten Autobahn und so ging es immer noch im strömenden Regen nach Liverpool. Unsere allwissende App wiese uns einen Stellplatz in einem Vorort. Nachdem wir gecheckt hatten, dass wir da auf jedenfall übernachten könnten, entschieden wir uns noch für einen Besuch der City, zumal mittlerweile sogar die Sonne rauskam. Geplant war eine Aktion wie in Edinburgh – rein, umschauen, raus. Wir fuhren an der Waterfront vorbei und es gefiel uns so gut, dass wir spontan entschieden unser Auto zu parken um uns das ganze mal genauer und zu Fuß anzuschauen. Auch in Liverpool ist es nicht schwer einen Parkplatz zu finden. Der Preis ist da wieder ein anderes Thema. 3 Pfund für eine Stunde, 5,50 Pfund für zwei. Aber das war uns diesmal egal…

Es war Samstag Abend und jede Menge Junggesellen- und Junggesellinnenabschiede waren unterwegs, außerdem viele Schickimicki-Hipster. Das konnten wir schon beim Vorbeifahren feststellen. Und wir kamen hier in unseren regenfesten Outdoorklamotten an… Wir fühlten uns so sehr underdressed, dass wir uns am Parkplatz erst einmal noch umzogen, bevor wir uns ins Getümmel stürzten. Neben jeder Menge teuren Restaurants war auch gerade ein Rummel zu Gange. Wir schlenderten über den Jahrmarkt und genossen die Abendsonne. Und auch hier wurden wir gefühlt von jedem zweiten für unsere ach so gorgeous Tochter beglückwünscht. Da Tim unbedingt in England Fish & Chips essen wollte und wir ja jetzt auch in England und nicht mehr in Schottland waren machten wir uns auf die Suche nach einem Restaurant. Fish & Chips zu finden war nicht schwer, aber die Preise waren mit umgerechnet 15 € für eine Portion unglaublich teuer. Hier zahlte man wohl das chice Ambiente mit. Zu guter Letzt fanden wir doch noch einen Laden, der Fish & Chips zu einem annehmbaren Preis (ca. 10 €) anbot. Es war wirklich nur ein kleiner Imbiss aber gut besucht und so schlugen wir zu. Glücklich über den erfolgreichen Abend und satt machten wir uns auf den Weg zum Auto und fuhren zurück zu unserem anvisierten Stellplatz. Der Platz befand sich direkt am Meer und damit war es mal wieder eine stürmische und unruhige Nacht.

 

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Schottland Teil I

Pünktlich auf die Minute legte die Fähre um 22 Uhr in Cairnryan an und bereits um 22:05h fuhren wir vom Schiff.

Schon vorher habe ich im Internet gelesen, dass man am Fähranlegen kostenlos für eine Nacht stehen kann und somit nutzten wir diese Chance und gingen gleich nach der Ankunft in Schottland schlafen.

Für den nächsten Tag hatten wir geplant, bis nach Inverness durchzufahren – das Tor zu den Highlands und der Beginn der neuen Herausforderung: die North Coast 500! 500 Meilen geht es von Inverness aus im Uhrzeigersinn über die Westküste bis in den Norden, an den nördlichsten Punkt vom schottischen Festland, bis es dann an der Ostküste wieder zurück nach Inverness geht. Wir wollten nur noch die Isle of Skye in unsere Rundtour einbauen, die auch sehr schön sein soll.

Aber erst einmal buchten wir uns zwei Tage auf einem wunderschönen, niegelnagelneuen Campingplatz ein. Jetzt mussten wir auch echt so langsam anfangen zu rechnen. Der Platz erschien mit seinem 26 Pfund erstmal auf einem preislich ähnlichen Niveau wie die in Irland aber man muss nochmal ein Viertel drauf rechnen. Somit waren wir bei etwas über 32 € für eine Nacht! Aber es hat sich gelohnt! Dort gibt es sogar extra ein Bad für Babys mit Wickelmöglichkeit und Badewanne!

Wir reinigten uns mal gründlich und auch die Waschmaschine lief schon wieder. Mit Baby produziert man einfach so viel Wäsche, dass man andauernd waschen könnte. Zuhause fällt einem das vielleicht gar nicht so auf aber wenn man nicht immer waschen kann wann man will…

Nach zwei Tagen auf dem tollen High-End-Platz machten wir uns auf in Richtung der Isle of Skye. Schon auf dem Hinweg merkten wir, dass das keine gute Nacht geben sollte und auch der Wetterbericht verhieß nichts gutes: wieder einmal Wind in Orkanstärke (na ja, nicht echt aber zumindest gefühlt). Schon ohne ausgefahrenes Dach wiegte unser Auto im Wind hin und her und auf der Brücke zur Isle of Skye wurden wir fast herunter geweht. Und zu allem Überfluss fing es nun auch an zu regnen und das waagerecht.

Gegen Abend ging es nun auf die Suche nach einem geeigneten Übernachtungsplatz. Nachdem wir vergeblich sämtliche Feldwege in der Umgebung abgeklappert hatten, um einen Platz zu finden, der von der Straße nicht einsehbar war, windgeschützt und nicht voll im Regen, wurden wir nach langem Suchen zum Glück fündig. Von der Hauptstraße fuhren wir ab und fanden versteckt einen Schotterplatz, umrahmt von hohen Bäumen und Gebüschen, auf dem verrottete LKWs und vergammelte Container standen. Irgendwie sah es etwas aus wie auf einem LKW-Friedhof. Nur zwei neue LKWs standen dazwischen. Es war eine ganz komische Szenerie und eigentlich wollten wir hier nicht bleiben. Aber durch den Schutz der LKWs und Bäume, war es nur hier so windstill, dass uns keine andere Wahl blieb.

Aber nicht nur wir profitierten von dem windstillen Ort sondern auch meine Freunde die Midges. Da Midges eigentlich kein Wind mögen, und Regen sowieso nicht, hatten wir bis jetzt immer das „Glück“ ENTWEDER Midges ODER Wind und Regen. Aber nun hatten wir tatsächlich alles!!! Der Wind, der unserem Auto nichts antat aber fast die Bäume über uns zusammen brechen ließ, der Regen, von dem wir trotz der Bäume nicht ganz verschont blieben und zu guter Letzt die Midges, die sich wie wir diesen Ort als Rückzugsort ausgesucht hatten und die sich nun über unsere (oder besser meine) Ankunft freuten. Für sie war es ein Festmahl!!!

Wir bauten also so schnell wie möglich unser Auto auf und machten alle Schotten dicht. Midges sind keine 2 mm groß und so passen sie sogar durch die Fliegengitter in unseren Fenstern. Und während ich unser Kind stillte versuchte Tim alle Midges, die sich doch mit reingemogelt hatten, zu töten.

Als wir morgens aufwachten, traf uns beinahe der Schlag. Der ganze Zeltstoff von unserem Alutop war von außen schwarz gesprenkelt. Mindestens eine Millionen von diesen Drecks-Viechern klebte tot oder lebendig an unserem Alutop und da mussten wir wieder durch um nach vorne in unser Auto zu gelangen.

Ich machte drinnen alles soweit fertig, während Tim sich nach draußen wagte um dort alles vorzubereiten. Im fliegenden Wechsel ging es weiter, ich setzte mich mit Elisabeth ins Auto, während Tim die letzten Handgriffe tat und das Dach schloss. So schnell wie an diesem Morgen waren wir noch nie abfahrtbereit. Trotz aller Sorgfalt konnten wir es nicht vermeiden, dass uns Midges ins Auto folgten. Nur durch das Öffnen der Türen waren sie schon wieder überall. Also erst einmal wieder Mücken töten. Nachdem dann Elisabeth kurz darauf noch ihren kompletten Mageninhalt über mir verteilt hatte, brach alles über mir zusammen und ich erst einmal in Tränen aus. Nun war wirklich der Tiefpunkt der bisherigen Reise erreicht. Ich wollte und konnte nicht mehr und Tim ließ mich entscheiden, ob wir weiter machen oder zurück fahren wollten. Aber irgendwie wollte ich mich nicht geschlagen geben – noch nicht!

Wir fuhren wieder in Richtung North Coast 500 und ließen die Isle of Skye hinter uns, aber nicht ohne uns im ersten Spar einen Kaffee aus einem Automaten zu gönnen. Der musste nämlich aufgrund der morgendlichen Hektik ausfallen.

Nun ging es die Westküste entlang, Passagen am Meer wechselten sich mit Passagen in den Highlands ab. Landschaftlich wunderschön und genau so wie wir es uns vorgestellt hatten. Und auch die Straßen wurden immer mehr nach unserem Geschmack. Die meiste Zeit ging es wieder über Single Tracks, diesmal – im Gegenzug zu Irland – aber für Anfänger. Alle paar Meter ist eine Ausweichstelle zu finden immer markiert von einem Schild „passing place“. Leider ist durch diese Schilder, die teilweise wirklich im Abstand von wenigen hundert Metern stehen, die Landschaft etwas verschandelt, aber wahrscheinlich war es den Schotten zu gefährlich, die tausend Touristen in ihren Mietkisten im Linksverkehr einfach so auf die Straßen loszulassen.

Die zweite Nacht verbrachten wir mitten in den Highlands an einem etwas abseits gelegen Parkplatz mit Blick auf die Berge und auf einen See. Aber leider war auch hier alles voll mit Midges und so konnten wir uns wieder nur in unsere Karre zurück ziehen. Es zerrte weiter an unseren Nerven. Irland war wunderschön und auch Schottland bisher. Aber unser Auto ist ein Schönwetter-Auto. Natürlich kann man sich auch mal hinten rein setzen und so einen oder auch zwei oder drei Abende verbringen. Das kann sogar mal ganz gemütlich sein, wenn draußen der Regen gegen den Zeltstoff prasselt und man es drinnen schön warm (der Standheizung sei Dank) hat. Aber wir haben nunmal kein Wohnmobil und dementsprechend ist das Platzangebot beschränkt. Und so langsam machte sich der Koller breit. Immer waren wir auf der Flucht vor Mücken, dem erbarmungslosen Wind oder Regen. Und von den Temperaturen wollen wir mal gar nicht sprechen, die befanden sich schon seit Tagen jenseits der 15 Grad Grenze (nach unten, nicht nach oben!). Es machte einfach keinen Spaß mehr. Wir wurden immer unzufriedener und entschieden die ganze Sache hier so schnell wie möglich hinter uns zu bringen. Wir wollten nur noch in den Süden.

Am dritten Tag auf der North Coast 500 ging es aber noch einmal ganz in den Norden. John O’Groats wartete auf uns. Der nördlichste Punkt auf dem schottischen Festland welcher mit einem „Welt-Wegweiser“ markiert ist, auf dem verschiedene Orte mit der dazugehörigen Entfernung stehen. Und auch wir hatten unseren nördlichsten Punkt der Reise erreicht. Ab jetzt ging es nur noch nach Süden, also so langsam heimwärts. Ab John O’Groats ist die Straße sehr gut ausgebaut – bei uns würde man es eine einfach Überlandstraße nennen, aber 100 km/h waren schon drin – so dass wir eigentlich noch am selben Tag bis Inverness zurück fahren wollten. Aber leider hatten da ein paar Autofahrer was dagegen. Die trafen sich nämlich frontal in einer Kurve und somit standen wir 1,5 Stunden im Stau bis die Feuerwehr und Ambulanzen die Überreste von der Straße gekratzt hatten.

Wir entschieden uns, nicht weiter zu fahren und übernachteten auf einem naheliegenden Hafenparkplatz. Am nächsten Tag wollten wir ausgeruht die letzte Etappe in Angriff 

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